7.05.2010

Skandal in Niedersachsen
Behörden sehen weg
Gen-kontaminierter Mais ausgesät

Gen-Mais In Niedersachsen wurde gen-kontaminierter Mais ausgesät, nachdem die Behörden einen entsprechenden Befund bei Proben von Mais-Saatgut zwei Wochen lang "in der Ablage" geparkt hatten. Gen-Mais NK603 war bei der Untersuchung in den Proben gefunden worden. (Siehe unseren Bericht v. 27. April) NK603 ist nicht für den Anbau in Deutschland zugelassen.

Nach den sich in den vergangenen Jahren immer mehr häufenden Fällen von Gen-Kontamination, erhärtet sich der Verdacht, daß Gentech-Konzerne und ihnen hörige "StaatsdienerInnen" gezielt Obstruktion betreiben, um auf diesem Weg den Widerstand gegen Gentechnik zu brechen. "Das ist genau der Fall, der nicht passieren darf," kritisiert Landwirtschaftsexperte Alexander Hissting von Greenpeace. Es ist ein Skandal, daß die Ergebnisse der Untersuchungen über zwei Wochen auf den Schreibtischen der niedersächsischen Ministerien lagen. Andere Bundesländer haben das verunreinigte Saatgut rechtzeitig aus dem Verkehr gezogen.

Ist das mit Gen-Mais kontaminierte Saatgut erst einmal im Boden, ist es wesentlich schwieriger und teurer, es unschädlich zu machen. Schon eine Saatgutverunreinigung von nur einem Promille hat zur Folge, daß etwa 100 gentechnisch veränderte Pflanzen auf einem Hektar wachsen. Der Fall zeigt wieder: Agro-Gentechnik und gentechnikfreie Landwirtschaft können nicht nebeneinander existieren, so Hissting. Die von der pseudo-grünen Agrar-Ministerin Renate Künast bis 2005 verfolgte Politik einer "Koexistenz" hat sich als Einfallstor für die Gentech-Konzerne erwiesen.

Der Anbau des verunreinigten Maises ist illegal. Greenpeace fordert das niedersächsische Ministerium auf, unverzüglich die betroffenen Landwirte zu informieren und anzuweisen, die aufkeimenden Mais-Pflanzen auf den Feldern zu vernichten. In diesem und im nächsten Jahr darf auf diesen Flächen kein Mais angebaut werden. Eventuell im Folgejahr aufkeimender Mais muß entfernt werden.

Greenpeace fordert zudem: Das Umweltministerium müsse die betroffenen Flächen flurstückgenau im Standortregister veröffentlichen, damit sich benachbarte Landwirte und Imker vor weiteren Verunreinigungen schützen können. Der Saatguthersteller hat für den entstandenen Schaden der Landwirte aufzukommen.

Für die Veröffentlichung der genauen Flächen gibt es einen Präzedenzfall: Im Jahr 2007 wurde festgestellt, daß bereits gesäter Raps verunreinigt war. Greenpeace konnte zusammen mit Bioland gerichtlich erreichen, daß die genauen Standorte veröffentlicht wurden. Damals ging es um Flächen in Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein.

 

REGENBOGEN NACHRICHTEN

 

Anmerkungen

Siehe auch unsere Artikel:

      Saatgut mit Gen-Mais kontaminiert
      Zufall oder Absicht? (27.04.10)

      US-Gericht verurteilt Bayer-Konzern
      50 Millionen Schadenersatz wegen Gen-Reis (16.04.10)

      Bulgarien bleibt gentech-frei
      EU-Richtlinien genial ausgetrickst (25.03.10)

      Bauernpräsident Sonnleitner als Gentech-Lobbyist
      Sonnleitner fordert Erleichterungen für Gen-Futtermittel (20.10.09)

      Verunreinigungen mit Gen-Mais immer häufiger
      EU-weit verdreifachten sich die negativen Ergebnisse (15.08.09)

      Gen-Mais NK603 verunreinigt 170 Hektar
      Behörden spielen auf Zeit (24.07.09)

      Saatgut mit Gen-Mais NK603 kontaminiert
      Laxe Auflagen bei der Beseitigung (13.05.09)

      CSU für und gegen Gen-Mais
      Anbau in Bayern nur im Glashaus (11.02.09)

      Öko-Landbau in Deutschland weiterhin gebremst
      Einseitig Subventionen für Agro-Gentechnik und Agro-Chemie
      (29.01.09)

      Gentechnik auf dem Acker
      Honig wird zu Sondermüll (30.09.08)

      Österreich verhängt
      Importverbot für Gen-Mais (24.07.08)

      Gen-Raps nahezu unausrottbar
      Mehr als zehn Jahre Quarantäne (3.04.08)

      Frankreich verlängert Anbau-Moratorium von Gen-Mais
      Wissenschaftlicher Ausschuß bestätigt Gefahr von MON 810
      (13.01.08)

      Gen-Raps auf tausend Hektar in Deutschland
      Illegaler Anbau erst jetzt entdeckt (30.08.07)

      Renate Künast und der heimliche
      Genmais-Anbau in Endingen (29.01.07)

 

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