Als Ersatz soll ein Gaskraftwerk gebaut werden
Der Bau eines neuen Kohlekraftwerks in Kiel ist gestoppt. Die Stadtwerke Kiel haben die Pläne am gestrigen Dienstag endgültig aufgegeben und wollen stattdessen ein Gaskraftwerk bauen. Damit wird unserer Atmosphäre ein CO2-Ausstoß von 5,4 Millionen Tonnen jährlich erspart - einer Menge, die knapp 17-mal so groß gewesen wäre wie die Emissionen des gesamten Kieler PKW-Verkehrs.
Der Bau eines klimafeindlichen Kohlekraftwerks mit einer Leistung von 800 Megawatt, den die Stadtwerke Kiel zusammen mit der Mannheimer MVV geplant hatten, war nicht nur in Schleswig-Holstein sondern auch bei einer sich bundesweit immer mehr vernetzenden Bürgerbewegung gegen Kohlekraftwerke auf wachsenden Widerstand gestoßen. So hat im hohen Norden die 'BürgerInneninitiative umweltfreundliche Energieversorgung für die Region Kiel!' die Öffentlichkeit mobilisiert und starken Druck ausgeübt. Von rund dreißig Bauvorhaben in der BRD konnten bislang sieben, in Berlin, Bremen, Herne, Köln, Ensdorf, Germersheim und Quierschied verhindert werden.
Das geplante Kohlekraftwerk sollte das 1970 gebaute Gemeinschaftskraftwerk (GKK) Kiel ersetzen. Zwar gaben die Kieler Stadtwerke vor, mit dem ausgestoßenen CO2 des Kraftwerkneubaus nicht die Luft belasten zu wollen. Die erst seit kurzem propagierte Technologie der CO2-Abscheidung ist jedoch noch nicht ausgereift und steht frühestens in drei Jahren großtechnisch zur Verfügung. Bei dieser Technologie soll das vom Kraftwerk emittierte Gas unter die Erde gepresst werden und die Sicherheit solcher CO2-Lagerstätten kann keineswegs für die erforderlichen Zeiträume gewährleistet werden.
Die CO2-Abscheidung ist vollkommen unerprobt. Es gibt keine wissenschaftlichen Beweise, daß die geplanten unterirdischen CO2-Speicher über Jahrtausende hin dicht sind und daß das CO2 auch tatsächlich unter der Erde bleiben wird. Ein Austreten des geruchlosen Gases hätte eine Katastrophe zur Folge, die je nach Besiedlungsdichte hunderte oder tausende Menschen das Leben kosten könnte. Ein solches Szenario nicht hypothetisch: In Kamerun beispielsweise erstickten im Jahr 1986 mindestens 1.700 Menschen, als eine tödliche CO2-Wolke aus dem Nyos-See entwich.
Der Aufsichtsrat der Kieler Stadtwerke hatte schon Ende April 2008 dafür gestimmt, die Entscheidung über den Bau des Kohlekraftwerks um mindestens drei Jahre zu verschieben. Am Dienstag gaben die Stadtwerke nun bekannt, daß sie ihre Planungen komplett geändert haben. Sie prüfen jetzt den Bau eines wesentlich klimaverträglicheren Gas- und Dampfturbinen-Kraftwerks (GuD). Im Vergelich zu einem Kohlekraftwerk lassen sich mit einem GuD-Kraftwerk gleicher Leistung 56 Prozent CO2 einsparen.
Betreiber des Kraftwerks ist neben den Stadtwerken Kiel übrigens E.on, einer der Großen Vier. E.on hält neben den Stadtwerken Kiel einen Anteil von 50 Prozent und zeigt sich weniger einsichtig als die Stadtwerke. Wie die Kieler Nachrichten berichten, hält E.on-Geschäftsführer Dirk Rüggen weiterhin daran fest, daß ein Kohlekraftwerk die beste Option für Kiel darstellen würde. Mit unflexiblen Großkraftwerken, die die weiteren Ausbau der Erneuerbaren Energien blockieren, versuchen die Großen Vier, neben E.on sind dies RWE, Vattenfall und EnBW, die den deutschen Strommarkt kontrollieren, ihre marktbeherrschende Stellung zu behaupten.
REGENBOGEN NACHRICHTEN
Anmerkungen
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