23.01.2016

Pygmäen-Kinder mit Klebstoff
und Alkohol "bezahlt"

Pygmäen-Kinder - aus ihrer Heimat vertrieben - Foto: C. Fornellino Romero / Survival International
Indigene Kinder, die in den tropischen Regenwäldern Zentralafrikas leben, erhieltenfür ihre Hilfsarbeiten Klebstoff zum Schnüffeln und Alkohol als "Lohn". Dies deckt ein neuer Bericht der Menschenrechts-Organisation 'Survival International' auf. Darin werden etwa Fälle belegt, in denen Markthändler Kinder des Bayaka-Volkes in der DR Kongo mit Klebstoff für das Putzen von Latrinen "bezahlten".

Laut dem Bericht erhalten die indigenen Baka in Kamerun, welche illegal von ihrem angestammten Land vertrieben wurden, oftmals fünf Gläser schwarzgebrannte Spirituosen als "Lohn" für ihre halbtägigen Handlanger-Tätigkeiten. Eine Mischung aus Armut und Depression – verursacht durch den Diebstahl ihres Landes – zwingt viele zu übermäßigem Alkoholkonsum. Dieser stellt oft den einzigen Ausweg dar, um ihrem Leid zu entfliehen.

In vielen Teilen des südlichen Afrikas ist es weit verbreitet, enteignete Jäger-und-Sammler-Völker mit Rauschmitteln wie selbst hergestelltem Alkohol zu "bezahlen".

Atono, ein Baka-Mann, welcher von seinem Land zwangsvertrieben wurde, sagte gegenüber 'Survival International': "Nun erkranken wir wegen der Veränderung unserer Ernährung. Unsere Haut mag die Sonne und das Leben in den Dörfern nicht. Im Wald sind wir gesund und nehmen zu. Jetzt hat keiner von uns mehr Muskeln, alle sehen krank aus. Wir sind gezwungen zu trinken, um unsere Probleme zu vergessen."

Suchtprobleme und Drogen-Mißbrauch kommen bei indigenen Völkern, deren Land gestohlen wurde, häufig vor. Entwurzelte Innu-Kinder in Kanada, deren Volk gezwungen wurde, seine nomadische Lebensweise aufzugeben, begannen Benzin aus Plastiktüten zu schnüffeln. Ähnlich sieht es in Australien aus, hier ist die Alkoholismus-Rate bei den Aborigines weitaus höher als bei der Mehrheits-Bevölkerung. Die Lebenserwartung von Aborigines liegt um mehr als zehn Jahre unter dem autralischen Durchschnitt.

Boniface Alimankinni, ein Aborigine-Tiwi-Insulaner: "Wir hatten keine Selbstachtung und unseren Söhnen nichts zu geben, außer Gewalt und Alkoholismus. Unsere Kinder stecken irgendwo fest zwischen einer Vergangenheit, die sie nicht verstehen, und einer Zukunft, die ihnen nichts bietet."

Alkoholismus und Drogen-Abhängigkeit sind nicht unvermeidbar für indigene Völker. Sie sind das Ergebnis einergescheiterten Politik, aufgezwungenem "Fortschritt und Entwicklung" an Völkern, die andernfalls weitgehend autark leben. Industrialisierte Gesellschaften setzen indigene Völker Rassismus, Sklaverei und Völkermord aus, damit sie deren Land, Ressourcen und Arbeitskraft rauben können. Diese Verbrechen werden oftmals im Namen von "Fortschritt und Entwicklung" begangen.

 

REGENBOGEN NACHRICHTEN

 

Anmerkungen

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