14.10.2007

Piraten-Fischerei
unter russischer Flagge

Raubbau vernichtet Rotlachs-Bestände

Anhand seiner Ausfuhrstatistiken konnte Rußland von Umweltschutzorganisationen der Piraten-Fischerei überführt werden. Rußland exportiert pro Jahr allein nach Ostasien um 50 bis 90 Prozent mehr russischen Roten Lachs als es nach eigener Auskunft überhaupt fängt. Laut einer Analyse der offiziellen Import- und Fangzahlen der Jahre 2003 bis 2005 durch WWF und 'Traffic', das gemeinsamen Artenschutzprogramm von WWF und Weltnaturschutzunion IUCN, werden jährlich 8.000 bis 15.000 Tonnen mehr an Rotlachs gefangen als von der russischen Regierung angegeben wird. Dies entspricht einem Marktwert von 27,5 bis 52 Millionen Euro.

Die ermittelte Abweichung bestätigt bisherige Schätzungen, wonach der illegale Fischfang im russischen Fernen Osten um 40 bis 60 Prozent über den gemeldeten Fangzahlen liegt. Offenbar haben weder die russische, noch die japanische, chinesische oder südkoreanische Regierung ein Interesse daran, die Piraten-Fischerei zu stoppen. Der Raubbau wird dazu führen, daß die Fischbestände der Weltmeere in wenigen Jahren völlig zusammenbrechen. Doch die im Kapitalismus zwingende Orientierung an der kurzfristigen Profitmaximierung läßt keine andere Wahl, solange dieses ökonomische System fortbesteht.

Der weltgrößte Importeur von Lachs ist Japan, das die Hälfte seines Roten Lachses direkt von Rußland bezieht. China importiert zwar wenig Lachs für den eigenen Markt, agiert aber als wichtiger und billiger Zwischenhändler für den Weiterverkauf nach Europa und die USA. "Chinesische Händler kaufen in den allermeisten Fällen Roten Lachs über südkoreanische Broker, nicht von russischen Händlern", erläutert WWF-Experte Volker Homes. "Diese Art von Geschäft geht meistens am südkoreanischen Zoll vorbei, weil der Lachs nur zwischengelagert wird. Außerdem bieten die Lager perfekte Möglichkeiten, Dokumente zu ändern und die Herkunft und das Ziel der Ware zu verschleiern."

Die Hoffnung, daß Regierungen angesichts der katastrophalen Aussichten der gegenwärtigen Fischerei-Politik zur Vernunft kommen und in Zukunft die Einhaltung von vereinbarten Fangquoten durch die Fischerei-Flotten überwachen, ist ebenso illusionär wie die Erwartung, der globale Sozialabbau werde an Weihnachten rückgängig gemacht.

 

REGENBOGEN NACHRICHTEN

 

Anmerkungen

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