30.04.2008

Demo gegen aktuelle
Renten-Absenkung
in Braunschweig:

"1,1 Prozent sind ein Witz"

Am Montag, 28. April, kamen nach Angaben der Initiative 'Rentner machen mobil' rund 2000 RentnerInnen zu einer Demo nach Braunschweig. Bei einer Andacht im Dom und einer anschließenden Kundgebung auf dem Burgplatz machen sie ihrem Ärger Luft: "1,1 Prozent sind ein Witz". Bei einer Inflationsrate von offiziell bereits 3,3 Prozent im März ist offensichtlich, daß die "großzügige Renten-Erhöhung" um 1,1 Prozent auf eine reale Renten-Absenkung um mehr als 2 Prozent hinausläuft.

Entstanden ist 'Rentner machen mobil', nachdem Walter Bromberger, der mittlerweile Vorsitzender der Initiative ist, in einer TV-Sendung seine Lage als Rentner geschildert hatte. Bromberger selbst sieht sich als "durchschnittlicher Rentner". Um mit dem Geld auszukommen, hätten er und seine Frau sich einschränken müssen. So sei man in eine kleinere Wohnung gezogen. Das bedeute aber auch weniger Besuche bei den Kindern, die in anderen Städten lebten.

Andere hätten es aber noch weitaus schwerer, sagt Bromberger - und stellt Käthe Trostdorf vor. Die Rentnerin Mitte 70 lebe von rund 150 Euro im Monat. Sie habe neun Enkel, denen sie noch nie etwas habe schenken können, erzählt er. Bromberger sich für eine Rentenerhöhung aus, die "erheblich über der jährlichen Inflationsrate liegt".

Die RentnerInnen wollen sich allerdings nicht - wie es der Pensionär und Ex-Bundespräsident Roman "Ruck" Herzog kürzlich versuchte - gegen die junge Generation ausspielen lassen. Bromberger betont: "Ein Generationenkonflikt ist das Letzte, was wir wollen." Und der Rentner Jürgen Neumann ergänzt: "Geld ist ja genug da. Es wandert nur in die falschen Töpfe."

Aussagen wie jene des Ex-Bundespräsidenten von der "Rentnerdemokratie", in der die Älteren gegenüber den Jüngeren zu viel Beachtung fänden, empfindet Bromberger als "beleidigend". Auch weist er die Äußerung eines FDP-Politikers zurück, der in einer Talkshow ein "Langlebigkeitsproblem" in Deutschland ausgemacht haben wollte. Die DemonstrantInnen quittieren den Begriff mit Buh-Rufen.

Applaus gibt es hingegen für die Forderungen von 'Rentner machen mobil'. Renten-Erhöhungen jenseits der Inflationsrate ist nur eine davon. Diese Erhöhungen sollen je nach Höhe der Rente gestaffelt werden. Zudem sollen nur Rentner Auszahlungen erhalten, die zuvor eingezahlt haben. Ferner plädiert Bromberger für die Abschaffung der Praxisgebühr und der Medikamenten-Zuzahlungspflicht für Rentner. Für Frauen müsse es eine "bessere Bewertung der Erziehungszeiten" geben. "Ich bin ein ebenso gefrusteter Rentner wie Sie auch", ruft Bromberger den KundgebungsteilnehmerInnen zu. Dabei klingt Wut auf die Politik an.

Bereits heute erhalten 98 Prozent der Rentner-innen eine Renten unter 900 Euro - also unter der Pfändungsfreigrenze. 62 Prozent sogar unter 450 Euro. Von den - männlichen - Rentnern erhalten rund 50 Prozent weniger als 900 Euro. Die Durchschnittsrente liegt bei 831 Euro.

Für den Herbst planen die InitiatorInnen eine bundesweite Sternfahrt nach Berlin. Man habe schon einige Gruppen aus Süd- und Westdeutschland für die Idee gewinnen können, sagt Bromberger. Die Braunschweiger Demonstrationen, die die Leipziger Montagsdemonstrationen zum Vorbild haben, sollen ebenfalls weitergehen.

 

REGENBOGEN NACHRICHTEN

 

Anmerkungen

Siehe auch unsere Artikel:

      Sozialabbau und Rentenklau
      mit 2 Prozent Minus im Jahr 2008 (17.03.08)

      Generalstreik in Griechenland
      Gegen Anhebung des Rentenalters (13.12.07)

      Sozialabbau und Rentenklau
      Erhöhung ist Absenkung (3.12.07)

      Sozialabbau und Rentenklau
      Zur aktuellen Diskussion um die Rente mit 67 (15.10.07)

 

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