16.10.2009

Keine Schutzzonen
für Elektrosmog-Sensible

Immer weniger Mobilfunk-Löcher in Baden-Württemberg

Die baden-württembergische Gesundheitsministerin Monika Stolz gab bekannt, daß sie keinen Anlaß sehe, Schutzzonen für Elektrosmog-Sensible zu erhalten. Bereits heute ist nahezu die gesamte Fläche Baden-Württembergs durch die Strahlung von Mobilfunk-Sendern abgedeckt. Die Erreichbarkeit von "Handys" hat - mit Ausnahme weniger Funklöcher im Schwarzwald - nahezu 100 Prozent erreicht.

Im September kam ein Elektrosmog-Sensibler, der widerrechtlich längere Zeit auf einem Waldparkplatz im Wohnwagen gelebt hatte und der nach Inbetriebnahme eines neuen Mobilfunk-Senders diesen mit Hilfe einer einer Rettungsfolie außer Betrieb setzte, vor einem Gericht in Freiburg mit einer Verwarnung relativ milde davon.1 Das Gericht drückte sich dabei jedoch - wie bereits etliche Gerichte in vergleichbaren Fällen zuvor - um eine Beweisaufnahme herum, so daß die vom Angeklagten geltend gemachte Notwehr-Situation nicht bewertet wurde.

Ministerin Stolz beruft sich bei ihrer Entscheidung auf die Weltgesundheitsorganisation WHO. Diese hatte zwar noch Anfang 2002 auf der Grundlage einer Empfehlung der internationale Organisation für Krebsforschung IARC die Risikobewertung elektromagnetischer Felder auf die Stufe "vielleicht krebserregend" heraufgesetzt, wie sie es für alle noch nicht abschließend bewertbare Risikofaktoren tut. In einer Neubewertung der WHO im Jahr 2007 hat sich daran generell nichts geändert. Offen ist nach Einschätzung der WHO allerdings nur noch die Frage, ob Leukämie bei Kindern durch elektromagnetischer Felder mit Feldstärken unterhalb bestimmter Grenzwerte ausgelöst werden kann, während ein Krebsrisiko bei Erwachsenen unter den vorausgesetzten Bedingungen ausgeschlossen werden könne. In diesem Zusammenhang ist an die auch in wissenschaftlichen Kreisen als äußerst fraglich geltende WHO-Schätzung der Anzahl von Toten und Geschädigten infolge der Tschernobyl-Katastrophe zu erinnern.

Rückendeckung für ihre konzernfreundliche Politik erhält die baden-württembergische Ministerin zudem vom Bundesamt für Strahlenschutz, das einen Zusammenhang zwischen den von Elektro-Sensiblen genannten Symptomen und der in Deutschland zulässigen Strahlungsintensität beim Mobilfunk ausschließt. Laut Ministerium sei Elektrosmog-Sensibilität kein Krankheitsbild und kein eigenständiges medizinisches Problem. Lapidar erklärt Stolz: "Die Frage nach der Einrichtung von Schutzzonen erübrigt sich daher."

Die Situation für Elektrosmog-Sensible wird nun zunehmend prekär. Konkrete Zahlen, wie viele Menschen unter Mobilfunk-Strahlung leiden, gibt es nicht. Allerdings bezeichnen sich 1,5 Prozent der Deutschen laut baden-württembergischem Gesundheitsministerium selbst als davon betroffen. Das wären bundesweit 1,2 Millionen Menschen.

 

REGENBOGEN NACHRICHTEN

 

Anmerkungen

1 Siehe hierzu insbesondere unseren Artikel vom 8.09.09:

      Freiburg: Mildes Urteil
      gegen Elektrosmog-Sensiblen (8.09.09)

      Handy-Studien
      Betrug oder nicht Betrug? (30.06.08)

      Heißes Material:
      Mobilfunk verursacht Gehirntumore (18.04.07)

      Mobilfunk
      Die Gefahren durch Handy und Sendeanlagen (12.02.07)

      Handy frittiert Gehirn
      Max-Planck-Forscher: 100 Grad in der Zelle (21.08.06)

      Vor vollendete Tatsachen gestellt:
      Mobilfunkanlage im benachbarten Kirchturm (22.10.05)

      Erhöhte Krebsrate
      im Nahbereich von Strom-Masten (5.06.05)

      Handy auf dem flachen Land
      - hohes Hirntumor-Risiko (17.05.05)

      Langzeit-Studie bestätigt
      Gesundheitsrisiken von Handys (21.12.04)

      Gehirnschäden
      durch Handy und Föhn (22.02.04)

      Krebs durch Mobilfunk ? (7.08.03)

      Aktuelle schwedische Studie:
      Handys gefährlicher als bisher vermutet (25.05.03)

      Handy-Fieber (29.12.01)

      Handys und Augenkrebs (25.01.01)

      Handys
      - Beweise für die Schädlichkeit? (30.12.2000)

 

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