17.09.2009

BUND kritisiert IAA:
Ausgestellte Serienmodelle
nicht klimaverträglich

Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) hat die gegenwärtig auf der Internationalen Automobil- ausstellung (IAA) präsentierten und jetzt bestellbaren Mittelklassewagen großer deutscher Hersteller unter die Lupe genommen. Nach dem Befund dieser Überprüfung sind die Fahrzeuge nach wie vor weit davon entfernt, als klimaverträglich oder gar nachhaltig bezeichnet werden zu können - ganz anders als von der deutschen Automobilindustrie und ihrem Verbandsvorsitzender Matthias Wissmann vor zwei Jahren angekündigt.

Die von Daimler ausgestellten Mittelklassewagen stoßen laut den Ermittlungen des BUND im Schnitt 173 Gramm CO2 pro Kilometer aus, die von Audi durchschnittlich sogar 200 Gramm. Opel liegt mit 212 Gramm weit über dem Durchschnitt der europäischen Hersteller. Der CO2-Ausstoß der ausgestellten Mittelklassewagen von Ford liegt bei 152 Gramm pro Kilometer. BMW steht mit 137 Gramm am besten da. Der Durchschnitt aller verkauften Neuwagen in Europa liegt derzeit bei durchschnittlich 153 Gramm pro Kilometer. Technisch machbar wäre - wie es Greenpeace bereits vor etlichen Jahren bewies - ein Familienauto mit einem Verbrauch von 3 Liter auf 100 Kilometer und dem damit verbundenen Ausstoß von rund 90 Gramm CO2 pro Kilometer.

2007 hatte der Vorsitzender des Verbandes der deutschen Automobilindustrie und früherer "schwarzer" Minister unter Helmut Kohl, Matthias Wissmann, vor der Autoschau verkündet: "Die IAA wird die internationale Leitmesse der nachhaltigen Mobilität sein. Sie liefert mit einer Vielzahl neuer und verbrauchsgünstiger Modelle den Beweis dafür, daß die Automobilindustrie die Herausforderungen des Klimaschutzes offensiv annimmt."

Der BUND-Verkehrsexperte Werner Reh sagte, Weltmarktführer sei die deutsche Autoindustrie vor allem im Inszenieren von Illusionen. "Eine »Grüne Woche« gibt es auf der größten deutschen Automesse nur in den Reden der Chefs der deutschen Autokonzerne. In Wahrheit zeigen die Hersteller, die sich selbst gern als Weltmeister in Sachen Innovationen feiern, eine Modellpalette vor, die den Erfordernissen von Nachhaltigkeit und Klimaschutz nicht gerecht wird. Das Ankündigen von alternativen Antrieben und Elektromobilen reicht nicht. Die Hersteller müssen endlich ihre Hausaufgabe machen, die radikale Verringerung des Verbrauchs jener Fahrzeuge, die sie den Kunden verkaufen wollen."

Die IAA 2009 belegt erneut, daß sich die Modellpolitik der deutschen Autohersteller im Massensegment weiter auf große, schwere und übermotorisierte Fahrzeuge ausrichtet. Von besonderer Chuzpe ist laut BUND in diesem Zusammenhang, daß ausgerechnet Daimler mehr Steuergeld zur Entwicklung von Elektromobilen fordert. Ein zukunftsträchtigen Projekt wäre stattdessen etwa der Einsatz von Motoren, die mit Wasserstoff betrieben werden. Seit Mitte 2006 werden von den Berliner Verkehrsbetrieben (BVG) 14 Wasserstoffbusse eingesetzt. Die BVG war somit der erste Großkunde für MAN-Wasserstoffbusse. Doch inzwischen wird das Modellprojekt in Berlin sabotiert, indem unsinnige Veränderungen vorgenommen wurden. Zugleich blockieren die deutschen Auto-Konzerne den Einsatz von Wasserstoff-Motoren seit Jahren. Lediglich die Brennstoffzellen-Technologie, bei deren Entwicklung Forschungsgelder abgeschöpft werden können, wird von der deutschen Automobilindustrie weiter verfolgt. Wasserstoff könnte dezentral von den VerbraucherInnen mit Hilfe von Sonnennergie hergestellt werden. Dies jedoch läuft den Interessen der Mineralöl-Konzerne zuwider, die traditionell mit denen der Automobilindustrie verflochten sind.

 

REGENBOGEN NACHRICHTEN

 

Anmerkungen

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