21.09.2008

14.000 Menschen bei den Demos
in Berlin und Stuttgart
gegen den Afghanistan-Krieg

Afghanistan-Demo Berlin 20.09.08 Bei den beiden von der Friedens- bewegung organisierten Demons- trationen gegen den Afghanistan- Krieg nahmen am gestrigen Samstag bei sonnigem Herbstwetter nach Angaben der Veranstalter in Berlin 8.000 und in Stuttgart 6.000 Menschen teil. Der Protestmarsch in der Hauptstadt zog vom Brandenburger Tor zum Gendarmenmarkt, wo es gegen 14:30 Uhr eine Abschluß- Kundgebung gab.
 
Unter den RednerInnen waren Abel Gerigk vom Berliner Gegeninformationsbüro, Sabine Schiffer vom Institut für Medienverantwortung in Erlangen, Yver Jean Gallas aus Paris vom 'mouvement de la paix', des größten Netzwerks der französischen Friedensbewegung, Matin Baraki, in Marburg lebender Afghaner, Medea Benjamin für 'Codepink' und 'United for Peace' von der US-amerikanischen Friedensbewegung und der deutsche Friedensforscher Peter Strutynski vom Bundesausschuß Friedensratschlag.

Zentrale Forderung der Redebeiträge war der sofortige Abzug aller ausländischen Truppen aus Afghanistan. Im Afghanistan-Krieg gehe es nicht um "humanitäre Hilfe" oder "Wiederaufbau", sondern um Öl und die Kontrolle über die geostrategisch wichtige Region am Hindukusch.

Afghanistan-Demo Stuttgart 20.09.08

In Stuttgart sprachen Claudia Heydt vom friedenspolitischen Informationszentrum IMI, Tübingen, Chris Chapps, ein US-ameri- kanischer, desertierter Irak-Kriegsveteran von den 'Veterans Against the War', Heike Hänsel von der Linkspartei, eine Vertreterin der afghanischen Frauenorganisation RAWA, die wegen der Bedrohung ihres Lebens in Afghanisan unter dem Pseudonym Zoya auftrat, Berd Rixinger, Geschäftsführer des ver.di-Bezirkes Stuttgart und Reinhard Voß von 'Pax Christi'.

Afghanistan-Demo Stuttgart 20.09.08

Besonders herausgestellt wurde die Rolle, die deutsches Militär bei der Kriegsführung in Afghanistan spielt. Chris Chapps wies darauf hin, daß mittlerweile auch eine Mehrheit der US-AmerikanerInnen die Kriege in Afghanistan (seit 2001) und im Irak (seit 2003) ablehnen. Wie selbst im deutschen TV in der halbstaatlichen ARD berichtet wurde, sprechen sich nach Umfragen 86 Prozent der Deutschen gegen die Beteiligung Deutschlands am Afghanistan-Krieg aus.

Afghanistan-Demo Stuttgart 20.09.08

In den Redebeiträgen der Abschluß-Kundgebungen wurde mehrfach von den Gewerkschaften gefordert, deutlicher als bisher gegen die deutsche Kriegsbeteiligung Stellung zu beziehen. Die Vetreterin von RAWA berichtete über die aktuelle Lage in Afghanistan, die sich seit Jahren stetig verschlechtere. Die Institutionen werden laut Zoya zugleich von der US-amerikanischen Marionetten-Regierung unter Hamid Karzai als auch von War-Lords und Mudjaheddin kontrolliert. "Es gibt keine Meinungsfreiheit im Land. Die alliierten Truppen haben die bestehenden demokratischen Gruppen ignoriert, anstatt sie zu unterstützen." Weiter berichtete sie, daß Kinder, Frauen und Männer vermehrt an Hunger sterben und zugleich der weltweite Heroin-Konsum zu 93 Prozent aus dem afghanischen Mohn-Anbau gespeist wird. Diese desolate Situation - nach drei Jahrzehnten Krieg - werde, so Zoya, durch die Besatzung weiter verschlimmert. Unzweideutig erteilte sie auch der von US-Präsidentschaftskandidat Barack Obama in Aussicht gestellten Verstärkung der US-amerikanischen Truppen in Afghanistan eine Absage.

Reinhard Voß von der christlichen Friedensorganisation 'Pax Christi' machte deutlich, daß die Militärpräsenz in Afghanistan keineswegs den Wiederaufbau absichere, sondern im Gegenteil die Arbeit ziviler HelferInnen erschwere. Mit Blick auf verbreitete Bedenken gegen einen sofortigen Truppenabzug aus Afghanistan erinnerte Voß an die Situation in Indien vor über 60 Jahren. Damals versuchte die britische Besatzungsmacht zum Ende ihrer Herrschaft, den Abzug mit ähnlichen Argumenten hinauszuzögern: Die britische Regierung drohte damit, bei einem sofortigen Abzug aus Indien drohe dort das Chaos auszubrechen.

 

REGENBOGEN NACHRICHTEN

 

Anmerkungen

Siehe unsere Artikel zum Thema:

      Aufruf zur Afghanistan-Demo in Berlin und Stuttgart
      Dem Frieden eine Chance!
      Truppen raus aus Afghanistan! (10.09.08)

      Deutsche Kriegspolitik (1.09.08)

      Sozialabbau und Afghanistan (4.08.08)

      Deutschland wird tiefer
      in Afghanistan-Krieg hineingezogen (6.02.08)

      Heroin für die Welt
      Afghanistan bricht unter US-Protektorat alle Rekorde (30.11.07)

      Pseudo-Grüne Renate Künast verunglimpft
      afghanische Frauenrechtlerin Malalai Joya (12.10.07)

      Frauen werden als Währung gehandelt
      Ungebrochene Warlord-Kultur in Afghanistan (6.10.07)

      Afghanistan: Raubzug ohne Rücksicht
      Mohnernte liefert neuen Drogenrekord (27.06.07)

      Deutsche Soldaten in Afghanistan zeigen ihr wahres Gesicht
      Der Skandal ist die militärische Normalität (25.10.06)

      Medica Mondiale bestätigt: Der Afghanistan-Krieg
      brachte keine Verbesserung für die Lage der Frauen (24.08.04)

      Rechtfertigung für Afghanistan-Krieg
      läßt auf sich warten (27.05.04)

      B-T-C Baku-Tbilissi-Ceyhan
      Gezerre um das eurasische Pipeline-Netz (7.08.03)

      Afghanistan - Eine Bilanz der "Befreiung" (23.05.03)

      Krieg ist Frieden (28.11.01)

 

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