30.03.2008

Zeitverzögerungen und Probleme

auch beim Bau des zweiten EPR-Atomkraftwerks
in Flamanville

Auch Frankreichs neoliberale Regierungen - gleich ob "sozialistisch" (Jospin/Mitterand) oder "konservativ" (Sarkozy) - setzen seit langem auf den Bestand und Ausbau der Atomenergie. Hierzu soll das von Siemens-Areva entwickelte Atomkraftwerk vom Typ European Pressurized Water Reaktor (EPR) auch in Frankreich gebaut werden. Nachdem bereits im Jahr 2000 beschlossen wurde, im finnischen Olikiluoto ein AKW vom EPR-Typ zu bauen - dieses dürfte kaum vor 2011 in Betrieb gehen - beschloß der französische Energie-Konzern EdF im Juni 2004 den Bau eines zweiten EPR-Atomkraftwerks. Dieser wurde im August 2006 am AKW-Standort Flamanville bei Cherbourg begonnen.

Nachdem heute bekannt wurde, daß Zeitverzögerungen und Probleme beim Bau des EPR-Atomkraftwerks Olkiluoto zusätzliche Finanzmittel von 1,5 Milliarden Euro verschlingen,1 dringen aktuell entsprechende Nachrichten über den Neubau in Flamanville an die Öffentlichkeit.

Laut einem Dokument, das die französische Atom-Aufsicht, Autorité de sûreté nucléaire française (ASN), dem für den Bau des Reaktors zuständigen Direktor in Flamanville geschickt hat, zeigen sich in Flamanville ähnliche Probleme mit unzureichender Qualität von Beton-Bauteilen und Mängeln bei den vorgegebenen Sicherheits-Margen wie in Olkiluoto. Das einem Schreiben vom vom 13. März beigefügte Dokument wurde Greenpeace Frankreich zugespielt und spricht den angeblich hohen Qualitäts-Standards von Siemens-Areva Hohn.

Offenbar fand am 5. März eine Inspektion der Baustelle in Flamanville statt, bei der erhebliche Mängel nicht zuletzt am Beton-Fundament festgestellt wurden. In einer Stellungnahme erklärt Greenpeace, die Arbeiten an der Baustelle in Flamanville erwiesen sich als dasselbe Desaster wie jene in Olkiluoto. Entsprechende Mehrkosten dürften auf das Konsortium Siemens-Areva zukommen.

Diese Nachrichten kommen Areva sichtlich ungelegen, da der französische Präsident Nicolas Sarkozy gerade erst mit dem britischen Regierungschef Gordon Brown vereinbart hatte, groß in der Atomtechnologie zusammen zu arbeiten und bald erste EPR-Reaktoren in Großbritannien zu bauen. Großbritannien mußte jedoch allein im Jahr 2006 vier Atomreaktoren wegen Überalterung stillschweigend abschalten2 und kommt real damit bereits einem Atom-Ausstieg deutlich näher als Deutschland, das seit dem angeblichen Ausstiegs-Beschluß der "rot-grünen" Bundesregierung im Jahr 2000 bisher lediglich zwei von 19 Atomkraftwerken stillgelegt hat.

 

REGENBOGEN NACHRICHTEN

 

Anmerkungen

1 Siehe hierzu auch:

      1,5 Milliarden Zusatzkosten beim EPR-Atomkraftwerk
      Erfolg für Umwelt und Klima (30.03.08)

2 Siehe hierzu auch:

      Atomausstieg Bilanz 2006:
      Acht Atomreaktoren in Europa stillgelegt (3.01.07)

Siehe auch unsere Artikel:

      Neues EPR-Atomkraftwerk
      kann durch Flugzeug-Attacke zerstört werden (26.03.08)

      Auch neue EPR-Atomkraftwerke terrorgefährdet
      Greenpeace kritisiert Zensur der französischen Regierung (25.09.05)

      Hermes-Bürgschaften für AKWs in China
      Siemens und "Rot-Grün" Hand in Hand (7.12.04)

      EdF beschließt neuen Reaktor-Standort
      EPR-Reaktor soll in Frankreich gebaut werden (21.06.04)

      Atom-Mafia europaweit im Aufwind? (26.04.04)

      EURATOM-Täuschung
      und weitere Atom-Subventionierung (27.07.03)

      Informationen zum deutschen "Atom-Ausstieg"

      Atom-Ausstieg selber machen

 

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