25.10.2013

Volksentscheid Energie-Netze Berlin
Berliner Senat betreibt Obstruktion

Volksentscheid in Berlin über die Energie-Netze, 3. November
Der Streit zwischen den Befür­worterInnen des Rückkaufs der örtlichen Energie-Netze und dem "rot-schwarzen" Berliner Senat unter dem Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit eskaliert. Eine Woche vor dem Volksentscheid brachte das Abgeordnetenhaus zwar das geforderte Stadtwerk auf den Weg. KritikerInnen sprechen jedoch von einem "Phantomunternehmen", dem keine ausreichenden Kompetenzen zugestanden worden seien.

Kampagnen-Leiter Michael Efler bezeichnet das Vorgehen von "Rot-Schwarz" als "politischen Foulspiel und Veräppelung". Ein funktionsfähiges Stadtwerk muß nach Ansicht der KritikerInnen einen von der Bevölkerung gewählten Beirat einrichten, Sozialtarife anbieten und dürfe keine Stromsperren gegen säumige Kunden verhängen. Und Stefan Taschner, Sprecher des 'Berliner Energietisches', sprach von einem "Abfanggesetz".

Schon im Vorfeld des auf den 3. November terminierten Volksentscheids hatte der Berliner Senat erkennbar Obstruktion betrieben. Nachdem im Frühjahr die für einen Volksentscheid nötigen 240.000 Unterschriften vorgelegt worden waren, hatten die AktivistInnen gefordert, den Volksentscheid termingleich mit der Bundestagswahl am 22. September abzuhalten. Dies war etwa in Hamburg möglich, wo die Initiative "Unser Hamburg - Unser Netz" mit einem entsprechenden Volksentscheid Erfolg hatte (Siehe unseren Artikel v. 23.09.13).

Die Innenverwaltung unter dem "schwarzen" Ressort-Chef Ressortchef Frank Henkel legte den Volksentscheid jedoch auf den spätestmöglichen Termin. Alle Beteiligten sollte angeblich genug Zeit zur Vorbereitung von Kampagnen und Info-Materialien bleiben. Viele BerlinerInnen erinnern sich aber noch gut daran, daß Frank Henkel vor wenigen Jahren bei einer Volksabstimmung zum Religions-Unterricht als Oppositions-Chef noch ganz anders argumentierte. Damals sollte die terminliche Zusammenlegung mit einer Europawahl für eine höhere Beteiligung am Volksentscheid und damit mehr Reli-freundliche Stimmen sorgen. Als der damals "rot-rote" Senat den Reli-Volksentscheid auf einen anderen Termin legte, empörte sich Henkel öffentlichkeitswirksam.

Nun hatte "Rot-Schwarz" monatelang keine Hand gerührt - offenbar um so jegliche öffentliche Aufmerksamkeit für den Volksentscheid zu vermeiden - und legte überraschend am gestrigen Donnerstag ein Gesetz über ein Stadtwerk vor. Der Inhalt des Gesetzes ist weitgehend unbekannt. Zwar hatte der Senat im Sommer breite Diskussion und Transparenz angekündigt, doch dem folgte monatelanges Schweigen. Und unter dem Protest der Opposition winkte "Rot-Schwarz" mit der vorhandenen Mehrheit das Gesetz im Schweinsgalopp durch. Zuständig für das Stadtwerk soll nun ausgerechnet Wirtschaftsverwaltung unter der "schwarzen" Senatorin Cornelia Yzer, die sich bereits explizit gegen die Rekommunalisierung der Energie-Netze ausgesprochen hatte. Auch als Gegnerin von Windkraftwerken auf den im Umland Berlins gelegenen Stadtgütern machte sich Yzer bereits einen Namen.

Dennoch sind die InitiatorInnen des Volksentscheids guter Dinge, daß sie sich am Ende - ähnlich wie in Hamburg - durchsetzen werden. Eine besondere Hürde besteht darin, daß ein hohes Quorum festgesetzt ist und beim Volksentscheid am 5. November in Berlin mindestens 25 Prozent aller Wahlberechtigten mit "Ja" stimmen müssen. Diese Hürde überwand in Berlin erst ein Volksentscheid. Im Jahr 2011 ging es bei dem erfolgreichen Volksentscheid allerdings um die Privatisierungsverträge der Wasserwerke und damit ein ähnliches Thema.

 

REGENBOGEN NACHRICHTEN

 

Anmerkungen

Siehe auch unsere Artikel:

      Volksentscheid Energie-Netze Berlin
      Vattenfall will Netzrückkauf stoppen (15.10.13)

      EU-Kommissar Oettinger manipuliert
      Subventionsbericht zu erneuerbaren Energien (14.10.13)

      IKEA in Konkurrenz zu Strom-Konzernen
      Solar-Anlagen aus dem Möbelhaus (30.09.13)

      Solarpark Gengenbach: Positives Beispiel
      für Energie-Wende von unten (28.09.13)

      HamburgerInnen gewinnen Volksentscheid
      und damit ihre Energie-Netze zurück (23.09.13)

      Tschechien: Stop der Förderung
      der erneuerbaren Energien -
      Subventionierung der Atomenergie? (15.09.13)

      Schmerzensgeld für "Eichhörnchen"
      Kletteraktivistin gewinnt gegen Land Hessen (18.08.13)

      Überlebenskampf der Solar-Industrie
      Verband klagt gegen EU-Regelung (28.07.13)

      Erster Windpark seit acht Jahren
      in Oberösterreich (16.07.13)

      Erneuerbare Energien - In einer realen Marktwirtschaft
      müßten die Strompreise sinken (12.07.13)

      Solar Impulse
      Photovoltaik-Flugzeug überquert USA (8.07.13)

      Pleitewelle rollt weiter
      Solarfirma Conergy insolvent (5.07.13)

      Parteien-Politik sabotiert Solarwärme
      Deutschland im EU-Vergleich auf Platz 6 (27.06.13)

      Größte Schweizer Solaranlage
      auf Kirchendach eingeweiht (23.06.13)

      Sozial ist, Arbeitsplätze
      zu vernichten? (28.03.13)

      OLG Düsseldorf kippt Netzkosten-Befreiung
      Auswirkungen auf den Strompreis? (7.03.13)

      Steinbrück für höhere Strompreise
      Der "rote" Lobbyist für ThyssenKrupp (8.01.13)

      Rekord beim Stromexport
      Eine Folge der Energie-Wende (8.01.13)

      Rekord für Solarstrom
      Acht Millionen Haushalte versorgt (1.01.13)

      Kehl bei Solarenergie vorbildlich
      Badische Stadt bundesweit in der Top-20 (26.12.12)

      Strompreiserhöhungen wegen Energie-Wende?
      Zur Zeit werden Lügen verbreitet (9.11.12)

      Elektro-Flugzeug der Zukunft
      ohne Emissionen? (23.10.12)

      Ist die Energie-Wende zu teuer?
      Im Gegenteil: jährlich könnte
      über drei Milliarden Euro eingespart werden (19.10.12)

      Pläne für Solarkraftwerk im südbadischen Hohberg
      kommen voran (18.10.12)

      Bundesregierung bremst
      Energie-Effizienz bei Neubauten (14.09.12)

      Erneuerbare Energien über 25 Prozent
      Energie-Wende immer rigider gebremst (26.07.12)

      Solar Impulse
      Das Photovoltaik-Flugzeug fliegt 6000 Kilometer (24.07.12)

      Energie-Wende? Centrotherm insolvent
      "Schwarz-Gelb" zerschlägt deutsche Solar-Branche
      (12.07.12)

      Photovoltaik liefert Rekordmenge
      von über 4 Milliarden Kilowattstunden (8.06.12)

      War Röttgen ein deutscher Umweltminister?
      Die Rolle politischer Illusionisten (16.05.12)

      Bundesrat stoppt vorerst Solar-Kahlschlag
      (11.05.12)

      Weltumrundung mit Solar-Katamaran
      in 585 Tagen (5.05.12)

      Röttgen und Rösler erfolgreich:
      Solarfirma Q-Cells ist pleite (3.04.12)

      Aus für AKW-Pläne in Großbritannien
      E.on und RWE machen Rückzieher (29.03.12)

      BUND: "Energie-Wende erfordert
      Effizienz-Verbesserung" (15.03.12)

      Rösler und Röttgen blockieren Energie-Wende
      Solar-Ausstieg statt Atom-Ausstieg (23.02.12)

      Massive Kürzung bei Photovoltaik
      Energie-Wende erfordet realen Atom-Ausstieg (22.02.12)

      Stuttgart ergrünt
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      Erneuerbare Energien
      haben auch in Frankreich eine Chance (16.02.12)

      Trotz Kälte
      kein Strommangel in Deutschland (3.02.12)

      Energie-Wende in den USA?
      90 Prozent für erneuerbare Energie (15.01.12)

      Baden-Württemberg bleibt schwarz
      Atomenergie unangefochten, Erneuerbare gebremst
      (14.01.12)

      Stimmungsmache gegen Erneuerbare
      im Dienste der "Großen Vier" (13.01.12)

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      Rückschlag für erneuerbare Energien (15.12.11)

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      Strom-Importe wegen Merkels "Atom-Ausstieg"?
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