9.06.2016

E.on aufgespalten
Eine Milliarde Euro für Dividenden
Kein Geld für Atommüll-Fonds

Rotes Licht für E.on - Collage: Samy - Creative-Commons-Lizenz 'Namensnennung 3.0 nicht portiert'
Die E.on-AktionärInnen haben gestern (Mittwoch) mit einer Mehrheit von 99 Prozent der Aufspaltung des Kohle- und Atomstrom-Konzerns zugestimmt. Das Kohle- und Gasgeschäft wird in die neu gegründete Unternehmens­tochter Uniper ausgegliedert. Atomkraftwerke und Ökostrom-Sparte verbleiben bei E.on.

E.on-Chef Johannes Teyssen konnte damit seinen Plan, Eon aufzuspalten (Siehe unseren Artikel v. 3.12.14), realisieren. Dem hatten bei der gestrigen Aktionärs-Hauptversammlung in Essen 99,68 Prozent der anwesenden AktionärInnen zugestimmt - so E.on in einer Medien-Mitteilung. Teyssen hofft, nach der Aufspaltung neue InvestorInnen für den mit über 26 Milliarden Euro verschuldeten Konzern anlocken zu können.

Die neue Unternehmenstochter Uniper soll nun den auf dem absteigenden Ast befindlichen alten Geschäftsbereich mit konventionellen Energieträgern übernehmen, der Rest-Konzern hingegen den profitträchtigen mit Energienetzen und Energiedienstleistungen - und: Mit erneuerbaren Energien. Doch selbst wenn nunmehr ein Engagement für erneuerbare Energien zum ernsthaft verfolgten Geschäftsziel werden sollte, ist nicht damit zu rechnen, daß E.on auf dem diversifizierten Markt der erneuerbaren Energien - mit Ausnahme von Offshore-Windkraftparks - jemals eine bedeutende Rolle spielen könnte. Es ist hier an die fundierte Analyse Hermann Scheers zu erinnern (Siehe unseren Artikel v. 12.07.13). Teyssen baute gestern bereits selbst vor und erklärte: "Die Neuausrichtung von E.on wird sich noch ein Stück verzögern."

E.on plant nach eigenen Angaben, im Herbst 53 Prozent der Uniper-Anteile an die Börse zu bringen und die Papiere den eigenen AktionärInnen ins Depot zu legen. Den restlichen Anteil von 47 Prozent will E.on demnach bis 2018 halten, mittelfristig aber nach und nach vollständig abstoßen. Der Rest-Konzern, der weiterhin unter dem Namen E.on mit Sitz in Essen firmiert, beschäftigt rund 43.000 MitarbeiterInnen und wird von Johannes Teyssen geführt. Uniper mit Firmensitz in Düsseldorf beschäftigt knapp 14.000 MitarbeiterInnen. Chef ist der ehemalige E.on-Finanzvorstand Klaus Schäfer.

Auch im Geschäftsjahr 2015 hatte E.on rote Zahlen geschrieben (Siehe unseren Artikel v. 10.11.15) - am Ende war es ein Rekordverlust von rund sieben Milliarden Euro. Dennoch beschloß die gestrige Hauptversammlung für dieses Jahr eine Dividende von 50 Cent je Aktie. Dies bedeutet, daß E.on über eine Milliarde Euro an die AktionärInnen ausschütten wird.

Das Anti-Atom-Netzwerk '.ausgestrahlt' kritisierte die geplante Ausschüttung als "Zechprellerei zu Lasten der Allgemeinheit". E.on gebe vor, für die Lagerung des selbst produzierten Atommülls kein Geld zu haben, erklärte '.ausgestrahlt'-Sprecher Armin Simon. Er erinnerte daran, daß sich der Konern weigert, "selbst den von der Atom-Finanz-Kommission geforderten niedrigen Einmalbeitrag für den geplanten Atommüll-Fonds zu bezahlen". Daß E.on an seine AktionärInnen aber eine Milliarde Euro an Dividende ausschütten wolle, sei Betrug am Steuerzahler. Die deutsche Regierung müsse dem Einhalt gebieten.

 

REGENBOGEN NACHRICHTEN

 

Anmerkungen

Siehe auch unsere Artikel:

      Daumen runter für RWE
      Rote Zahlen und Desaster in GB (12.11.15)

      E.on mit roten Zahlen
      Was wird aus Rückstellungen? (10.11.15)

      Gabriel spendiert
      zusätzliche Subventionen (4.11.15)

      Witz der Woche / Karikatur von Samy
      Gabriel, der Moses auf dem Scherbenhaufen (4.11.15)

      RWE an Schulen?
      Lobbycontrol protestiert (2.11.15)

      Auch RWE will sich aufspalten
      Steuergelder fürs Atommüll-Desaster (7.05.15)

      Untergräbt Gabriel
      das Vertrauen der Atomwirtschaft? (21.01.15)

      Monitor: Wie von RWE bestellt
      Politik lieferte Vorlage für Millionenklage (15.01.15)

      EnBW klagt gegen Stilllegungen
      Wie steht's mit dem "Atom-Ausstieg"? (23.12.14)

      E.on verarscht Deutschland
      Kommentar von Adriana Ascoli (3.12.14)

      Trotz Blockade der Energie-Wende:
      RWE schreibt rote Zahlen (4.03.14)

      Atom-Ausstieg?
      Ein Vergleich zwischen D und GB (2.11.13)

      Schwarze Kassen bei der "grünen" EnBW?
      Baden-württembergische Staatsanwaltschaft ermittelt (28.10.13)

      EU-Kommissar Oettinger manipuliert
      Subventionsbericht zu erneuerbaren Energien (14.10.13)

      HamburgerInnen gewinnen Volksentscheid
      und damit ihre Energie-Netze zurück (23.09.13)

      Erneuerbare Energien - In einer realen Marktwirtschaft
      müßten die Strompreise sinken (12.07.13)

      Jährlich 3.100 Tote
      durch deutsche Kohlekraftwerke (3.04.13)

      Strompreiserhöhungen wegen Energie-Wende?
      Zur Zeit werden Lügen verbreitet (09.11.12)

      Trotz Kälte
      kein Strommangel in Deutschland (3.02.12)

      Steuergelder für CO-Schleudern
      Kohlekraftwerke weiterhin subventioniert (14.07.11)

      RWE-Hauptversammlung
      Großmann unbeirrt auf Atom-Kurs (20.04.11)

      Greenpeace deckt auf:
      Deutsche Kohle-Subvention mit jährlich 13 Milliarden Euro (4.06.10)

      Was ist eigentlich aus Mülheim
      als RWE-Vorzeigestadt geworden? (28.02.10)

      Neues Kohlekraftwerk
      scheitert an Widerstand der BürgerInnen (26.11.07)

      Anstieg beim Kohlendioxidausstoß
      Seit Jahren nur leere Versprechen (2.04.07)

      Für oder gegen die Stromkonzerne?
      Was treibt die Bundesregierung hinter den Kulissen? (7.01.07)

      "Rot-Grün" schützt Strom-Monopole
      Aktuelle Ausgabe der 'Zeit' veröffentlicht Fakten (5.08.04)

 

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