23.09.2008

Deutsches Geld
für französisches
Atommüll-Endlagerprojekt Bure

Argumente gegen geplantes Endlager Gorleben?

Auf eine Anfrage der Linkspartei im Bundestag mußte das Bundeswirtschaftsministerium offenlegen, daß deutsche Steuergelder für das umstrittene Endlagerprojekt der französischen Regierung im lothringischen Bure ausgegeben wurden. Ebenso wie in Deutschland gibt es auch in Frankreich mit seinen 19 AKW-Standorten kein Endlager für die hoch radioaktive Abfälle aus den Atomkraftwerken. In Deutschland wird nach wie vor radioaktiver Müll in CASTOR-Behältern unter anderem in einer oberirdischen Halle auf dem Gelände des geplanten Endlagers Gorleben abgestellt.

Nach den nun vorliegenden Informationen zahlten die deutsche "rot-grüne" und die "schwarz-rote" Bundesregierung von 2000 bis 2007 insgesamt rund 1,6 Millionen Euro zur "Erforschung eines Endlagerstandorts" in Bure. Nach Auskunft der lokalen Bürgerinitiative 'Stop Bure' (www.stopbure.com) geht es jedoch bei der festungsähnlich ausgebauten Anlage in Bure keineswegs um Forschung, sondern bereits um den Bau des eines Endlagers. Der Standort liegt 130 Kilometer von der deutschen Grenze entfernt.

Nach Angaben der französischen Atomagentur Andra werde lediglich ein "unterirdisches Forschungslabor" betrieben, um Informationen darüber zu gewinnen, ob das dortige Tongestein als Endlager geeignet ist. Bis zum Jahr 2011 will die deutsche Bundesregierung im Auftrag der Atom-Mafia weitere Millionen an Steuergeldern für die "Forschung" in Bure ausgeben. Nach den Erfahrungen mit dem angeblichen Forschungs-Projekt Asse II, das sich mittlerweile als Versuch der Atom-Mafia herausgestellt hat, illegal Atommüll in einem offenkundig völlig ungeeigneten ehemaligen Bergwerk zu versenken, ist mit entsprechenden Plänen in Bure zu rechnen.

Weiter wurde bekannt, daß seit 2001 sind regelmäßig auch Mitarbeiter der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) in Bure vor Ort. Die Begründung des Bundeswirtschaftsministerium: "Da in Deutschland ein Untertagelabor im Tonstein nicht verfügbar ist, kann Forschung in diesem Wirtsgestein nur im Ausland durchgeführt werden."

Diese Aussage ist brisant, denn bislang wurde in Deutschland eine "alternative Standortsuche für ein Atommüll-Endlager" mit dem Argument abgewehrt, andere Erdformationen als Salz - also etwa Ton - kämen für ein Endlager nicht in Frage. PolitikerInnen im Dienste der Atom-Mafia blockten Fragen nach der Eignung von Tonschichten nicht zuletzt deshalb ab, weil es entsprechende geologische Formationen in Bayern und Baden-Württemberg gäbe. Eine neuerliche Diskussion über die offene Endlager-Frage käme in diesen Bundesländern sehr ungelegen. Bundesforschungsministerin Annette Schavan, die viele Jahre Ministerin in Stuttgart war, bezeichnet Gorleben daher als "alternativlos".

Hans-Kurt Hill, energiepolitischer Sprecher der Linkspartei im Bundestag, fordert nun, das lange diskutierte, aber nie angegangene "ergebnisoffene Suchverfahren" endlich auf den Weg zu bringen. Außerdem müßten die Daten und Erkenntnissen aus der atomaren Endlagerforschung in Frankreich offengelegt werden. Er fürchte, daß die Bundesregierung "Fakten unterschlagen" wolle, um den Standort Gorleben durchzusetzen.

Ein "ergebnisoffenes Suchverfahren" ist nun allerdings keineswegs im Interesse der Anti-Atom-Bewegung. Eine erneute Suche nach einem atomaren Endlager birgt zweierlei Risiken. Zum einen unterstellt eine solche Suche, es gäbe real die Möglichkeit einer sicheren Lagerung derart gefährlicher Stoffe für Millionen von Jahren. Nicht umsonst ist es Konsens in der Anti-Atom-Bewegung, daß eine Diskussion über den Verbleib des Atommülls erst dann sinnvoll geführt werden kann, wenn sämtlich Atomanlagen stillgelegt sind und kein weiterer Müll produziert wird. Zum zweiten besteht die Gefahr, daß bei einer Festlegung "alternativer Endlagerstätten" mit erheblichen finanziellen Mitteln die jeweilige lokale Bevölkerung gegen die andere ausgespielt werden kann. Dies ist derzeit bei einer Initiative der französischen Regierung zu beobachten, die eine Vielzahl von Gemeinden in Frankreich angeschrieben hat, damit diese sich als Standort für ein nationales Endlager bewerben. Eine über Jahrzehnte gewachsene Widerstandskultur wie im Raum Gorleben kann nicht in wenigen Monaten aufgebaut werden.

 

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Anmerkungen

Siehe auch unsere Artikel:

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      Rückholung des radioaktiven Mülls bislang nicht geplant (5.09.08)

      Gefahr durch atomares Versuchslager Asse II nicht länger geleugnet
      Atom-Minister Gabriel: "Zustände in Asse sind unhaltbar"
      Wird das Bergwerk geräumt? (2.09.08)

      Verdacht auf hochradioaktiven Müll im Versuchslager Asse II
      "Brennstäbe in Blechdosen" (29.07.08)

      Skandal-Grube Asse II
      Eindringendes Wasser radioaktiv kontaminiert (12.06.08)

      Kosten für Karlsruher "Atomsuppe" wachsen auf 2,6 Milliarden Euro
      Vorgeschmack auf das bittere Erbe der Atomenergie (16.01.08)

      Endlager-Pläne in Ton zerbröseln
      Konsequenzen für Benken (Schweiz) und Bure (Frankreich)
      (14.01.08)

      Drohende Umweltkatastrophe durch Atom-Lagerstätte Asse
      Gabriel räumt Gefahren ein (21.11.07)

      Die BI Schacht Konrad weitet den Kampf aus
      Zahlreiche Aktionen gegen Atommülldeponie (4.07.07)

      Niederlage im Kampf gegen Schacht Konrad
      Gericht gibt Atom-Mafia recht (3.04.07)

      Atomares Endlager
      Yucca Mountain gestoppt (22.07.04)

      ItalienerInnen erfolgreich -
      kein Endlager weltweit (2.12.03)

      Endlager-Wahnsinn (28.02.01)

      Informationen zum deutschen "Atom-Ausstieg"

      Atom-Ausstieg selber machen!

 

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