21.12.2012

AKW Fessenheim
Nachrüstungen können
die Katastrophe nur verzögern

AKW Fessenheim
Die französische Atomaufsicht ASN hat am 19. Dezember grünes Licht für die vom Betreiber EDF vorgeschlagenen Nachrüstungen im AKW Fessenheim gegeben. Das französische Nachrichtenportal Actu-Environnement berichtete, daß die Bodenplatte unter dem Reaktor von 1,50 auf 2 Meter verstärkt werden soll. Außerdem ist der Einbau eines Transferkanals im Schacht unter dem Reaktorbehälter geplant, der den geschmolzenen Kern in einen benachbarten, ebenfalls verstärkten Bereich leiten soll. Diese sogenannten Sicherheits-Nachrüstungen würden - falls die theoretischen Überlegungen zutreffen - eine massive Freisetzung von Radioaktivität um 20 Stunden verzögern. Die Ableitung des geschmolzenen Kerns würde allerdings durch größere Wassermengen im Reaktorschacht behindert werden. In einem Briefwechsel der ASN mit der EDF wurde die EDF aufgefordert, innerhalb eines Jahres einen Plan vorzulegen, wie Wasser abgeleitet werden kann, damit die Lösung den maximalen Nutzen erzielt.

Die Anti-Atom-Gruppe Freiburg ist über diese Nachrichten beunruhigt. "Die Konstruktion geht von theoretischen Szenarien aus. Ob das Konzept funktioniert, wird man erst sehen, wenn die Katastrophe eingetreten ist", kritisiert Ingo Falk von der Anti-Atom-Gruppe Freiburg und ergänzt: "Selbst bei einer Verzögerung des Super-GAU um 20 Stunden werden bei der sich ausbreitenden Radioaktivität verstopfte Straßen und ein fehlender Evakuierungsplan zahllose Todesopfer zur Folge haben."

Als Reaktion auf die Atomkatastrophe von Fukushima Daiichi hatte die ASN Nachrüstungen an der Bodenplatte zur Bedingung für den Weiterbetrieb des AKW Fessenheim gemacht. "Bei den Nachrüstungen nicht berücksichtigt werden die bekannten Probleme, die jederzeit eine Kernschmelze hervorrufen können", erläutert Thomas Rosa, ebenfalls aktiv in der Anti-Atom-Gruppe Freiburg, "Materialermüdungen im Reaktordruckbehälter und ein erschreckend geringes Gefahrenbewußtsein der Belegschaft". Erst in der vergangenen Woche hatten MitarbeiterInnen des AKW Sicherheitsventile geöffnet, um Kühlflüssigkeit als Dampfwolken aufsteigen zu lassen. Damit wollten sie ihren Protest gegen den Besuch des neuen "Stilllegungskoordinators" Francis Rol-Tanguy ausdrücken.

Umweltschutzinitiativen im Dreyeckland fordern seit Jahrzehnten die sofortige Stilllegung der beiden Reaktoren in Fessenheim als einzigen Schutz der Bevölkerung vor einer Atomkatastrophe. "Dann könnten die 20 Millionen Euro sinnvoll investiert werden, zum Beispiel in Energiesparmaßnahmen", schlägt Rosa vor.

 

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Anmerkungen

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