17.07.2008

Nach Unfall beim AKW Tricastin:

Überprüfung des Grundwassers bei französischen AKW

Zehn Tage nach dem Unfall auf dem Gelände des Atomkraftwerks Tricastin ordnen die Behörden eine Untersuchung des Grundwassers in der Umgebung der 19 französischen Atomkraftwerke an. Die Plutoniumfabrik La Hague (sogenannte Wiederaufarbeitungsanlage) als auch die Uranerzaufbereitungsanlage in Bessines, das Kernforschungszentrum Cadarache, das stillgelegte AKW Marcoule, die Ruine des Schnellen Brüters "Superphénix" bei Malville, die militärische Anlagen in Valduc und Atomabfalllagerungsstätten Centre de la Manche und in Soulaines bleiben allerdings ausgespart.

19 französische Atomkraftwerke mit 58 Reaktoren

Der zuständige Minister hat laut der französischen Tageszeitung 'Parisien' neben der Entnahme von Proben den Nuklear-Konzern Areva angewiesen, die Vorgänge in Tricastin aufzuklären und Fehlverhalten streng zu bestrafen. Auf dem Gelände des AKW Tricastin war radioaktive Uran-Lösung nach einer Leckage aus einem beschädigten Auffangbecken in die Oberflächengewässer gelangt. Bei einer ersten Untersuchung war auch im Grundwasser Uran festgestellt worden, das bereits früher dorthin gelangt sein muß.

Laut 'Parisien' wurde bereits 1998 festgestellt, daß in Tricastin 900 Kilogramm Uran aus einem lange Zeit geheim gehaltenen Erdhügel ins Grundwasser gelangt waren. In dem mehrere Meter hohen Erdhügel innerhalb der Anlage waren in den 70er Jahren 760 Tonnen uranhaltigen Atomabfalls aus Militärbeständen vergraben worden. Ein Gesetz von 2006 schreibt allerdings die Erfassung aller Orte mit Atommüll vor.

Noch vor 15 Jahren war es in Frankreich üblich, schwach- und mittelradioaktiven Müll in Bitumen oder Beton einzugießen und oberirdisch zu lagern. Auf dem Gelände des Centre de la Manche wurden Fässer mit radioaktivem Müll nur wenige Meter tief in der Erde vergraben. Das ständige Freiwerden radioaktiver Substanzen durch das Atomwaffen-Programm wurde gegenüber der französischen Bevölkerung auf Druck des Militärs geheimgehalten. Nur die Atomenergiekommission (CEA) und das Verteidigungsministerium verfügen über die Daten. Die Öffentlichkeit hat in Frankreich bis heute keinen Zugang zu Informationen, inwieweit Kontrolle über den Atommüll besteht und ob die CEA ihre eigenen Richtlinien einhält.

Der französische Zweig von Greenpeace fordert die Ausweitung des nun von der französischen Regierung gestarteten Untersuchungs- programms auf sämtliche französische Nuklear-Anlagen. Zudem schlägt Greenpeace die Einbeziehung unabhängiger WissenschaftlerInnen vor. So wurde das den Umweltinitiativen nahestehende Institut CRIIRAD (Commission de Recherche et d'Information Indépendantes sur la Radioactivité) bereits in anderen Fällen hinzugebeten, um so den Eindruck von Transparenz bei behördlichen Untersuchungen zu erwecken. Gelegentlich war es jedoch zu Konflikten gekommen und CRIIRAD sah sich genötigt, den Auftrag unter Protest abzubrechen, da sich die Behörden nicht an Absprachen gehalten hatten.

 

REGENBOGEN NACHRICHTEN

 

Anmerkungen

Siehe auch unsere Artikel

      AKW Tricastin:
      Flüsse in Südfrankreich radioaktiv kontaminiert (8.07.08)

      AKW Neckarwestheim:
      Hohe Tritium-Konzentration im Neckar (23.06.08)

      Skandal-Grube Asse II
      Eindringendes Wasser radioaktiv kontaminiert (12.06.08)

      Schwerer Störfall im AKW Philippsburg I
      Reaktor heruntergefahren (6.06.08)

      Schwerer AKW-Störfall in Slowenien
      Radioaktives Kühlwasser trat aus (4.06.08)

      AKW Neckarwestheim I heruntergefahren
      Reaktordruckbehälter undicht (23.05.08)

      Minderwertiger Beton bei Bau des "Zwischenlagers"
      beim AKW Neckarwestheim? (8.05.08)

      AKW-Unfall in Spanien
      Greenpeace ortet Radioaktivität bei Tarragona (8.04.08)

      Brand im AKW Brokdorf (14.03.2008)

      AKW Fessenheim: Block 2 abgeschaltet
      Leck im Primärkreislauf (20.02.08)

      AKW Gundremmingen Block B abgeschaltet
      Weitere Indizien für illegales "AKW-Tuning" (9.01.08)

      Krebs-Häufung in der Nähe von AKWs
      Neue Studie im Auftrag des Bundesamtes für Strahlenschutz
      (7.12.07)

      Atomenergie in Frankreich

      Informationen zum deutschen "Atom-Ausstieg"

      Atom-Ausstieg selber machen!

 

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