18.01.2011

Madagaskar
Solarenergie für die Rettung der Wälder

Baobab-Baum auf Madagaskar Mit Hilfe von Solarenergie wollen die NGOs 'Pro Wildlife' und ADES zur Rettung der einzigartigen und vielfältigen Natur Madagaskars beitragen. Bis heute werden in Madagaskar 80 Prozent der Bäume für Brennholz und Holzkohle gefällt. Als Einstieg plant 'Pro Wildlife',in diesem Jahr 500 Solarkocher für den Südwesten der Insel zu finanzieren. 90 Prozent der Wälder Madagaskars sind bereits abgeholzt, die verbliebenen Waldflächen schwinden in rasantem Tempo.

"Kochen mit Solarenergie ist klimafreundlicher und billiger - gleichzeitig wird der Lebensraum für dutzende bedrohte Arten geschont, weil die Menschen zum Kochen kein Brennholz mehr brauchen," erläutert Dr. Sandra Altherr von 'Pro Wildlife'. "Die letzten Wälder Madagaskars sollen bedrohten Affen, Chamäleons und Schildkröten als Lebensraum erhalten bleiben." Pro Wildlife arbeitet dabei mit der madagassisch-schweizerischen Organisation ADES (Association pour le Développement de l'Énergie Solaire) zusammen.

Die Insel Madagaskar, die sich vor 150 Jahrmillionen vom afrikanischen Kontinent abspaltete, ist eine Schatzkammer der Artenvielfalt: Alle hier lebenden Affenarten, über 95 Prozent aller Reptilien, 99 Prozent der Amphibien und fast 90 Prozent der 12.000 Pflanzenarten kommen nur dort vor. Doch dieser Artenreichtum ist in höchster Gefahr: 90 Prozent der Wälder Madagaskars sind bereits abgeholzt, die verbliebenen Waldflächen schwinden in rasantem Tempo.

Eine der Ursachen ist neben dem Export von Edelhölzern: In Madagaskar wird traditionell über offenem Feuer gekocht - für Brennholz und Holzkohle fällen die Menschen die letzten Wälder. "Mit seinem tropischen Klima und bis zu neun Sonnenstunden täglich bietet Madagaskar ideale Voraussetzungen, um Solarkocher einzusetzen", so Sandra Altherr. "Wenn wir der Bevölkerung ermöglichen, auf Sonnenenergie umzusteigen, haben wir die Chance, die verbliebenen Wälder für die seltenen Lemuren, Sifakas, Chamäleons, Schildkröten und andere bedrohte Arten zu bewahren."

Die Vorteile von Solarkochern für die Umwelt liegen auf der Hand: "Es werden weniger Bäume gefällt. Und wo Bäume stehen bleiben, kann die Erosion der Böden verhindert werden. Zudem spart jeder eingesetzter Solarkocher bis zu zwei Tonnen CO2 ein", erklärt Altherr. Und auch für die Menschen ist diese Art zu Kochen gesünder: "Die Atemwege werden nicht mehr vom Feuerrauch gereizt. Die Madagassen sparen Zeit und Geld, die sie für die Suche nach oder den Kauf von Feuerholz gebraucht hätten."

Um Feuerholz- und Holzkohle zu gewinnen, werden vor allem Bäume in den artenreichen Dornbusch- und Trockenwäldern geschlagen. Diese Gebiete beherbergen etwa hundert Arten von Lemuren - Primaten wie Kattas, Sifakas und Makis, die nur auf Madagaskar vorkommen. Auch die seltenen Spinnen- und Flachrückenschildkröten sowie dutzende Chamäleon- und Gecko-Arten sind hier zu finden. Zu den schützenswerten Bäumen gehören Affenbrotbäume und die markanten Baobabs.

Mit dem Projekt von 'Pro Wildlife' und ADES sollen 500 Solarkocher für Madagaskar finanziert werden. Die vor Ort agierende Organisation ADES verkauft die Kocher zu einem für die örtliche Bevölkerung günstigen Preis. "Umsonst werden die Kocher nicht abgegeben, damit sie tatsächlich eingesetzt und nicht zweckentfremdet werden. Jeder Solarkocher wird mit 45 Euro bezuschußt - das müssen wir über Spenden finanzieren," erklärt Altherr. Für 2011, das von den Vereinten Nationen zum "Internationalen Jahr der Wälder" ausgerufen wurde, sucht 'Pro Wildlife' deshalb "WaldbotschafterInnen". Diese sollen mit einem Betrag von jährlich 80 Euro nicht nur Solarkocher zu finanzieren, sondern zudem ermöglichen, daß auch Aufklärungskampagnen rund um das Thema Waldschutz durchgeführt werden können. Diese "Waldbotschafter" erhalten von 'Pro Wildlife' eine Urkunde und werden regelmäßig über neue Entwicklungen des Projekts auf dem Laufenden gehalten.

Von einem vergleichbaren Projekt berichtet Professor Dr. Bernd Fischer, Hirnforscher und Chefarzt a.D. der bundesweit ersten deutschen Memory-Klinik in Nordrach. Bei einem Besuch in Afghanistan lernte er dort den nach seinen Angaben einzigen Solartechniker des Landes kennen. Auf dessen Initiative wurden Solaranlagen zur Stromversorgung eines Dorfes errichtet. So konnte mit elektrisch betriebenen Waschmaschinen die Arbeit der Mädchen und Frauen erstmals erheblich erleichtert werden. Da die Mädchen nun über erhebliche Freizeit verfügten, machten diese Unsinn und bedrängten ihre Eltern. Ein Vater schickte sie daraufhin kurzerhand zur Schule, damit sie nicht mehr herumwuseln.

Die BewohnerInnen des Dorfes hat die Solartechnik außerdem qualifiziert, um in benachbarten Dörfern Solaranlagen aufzubauen. Laut Professor Fischer ist die Region seitdem befriedet und die Menschen finden Selbstbestätigung in einer sinnvollen Aufgabe: "Es sind kleine, transparente Gebilde der Demokratie, die übersichtlich sind. Stammesdemokratie. Wichtig ist dabei die Sinnstiftung." Nach Fischers Überzeugung ist es wichtig, daß dieser Sinn von innen und nicht von außen kommt. "Ich denke außerdem: Revolution und Evolution gehen primär von Frauen aus. Wenn wir autonome Bildung insbesondere für Frauen in der islamischen Welt durchsetzen können, dann haben Terroristen keine Chance mehr."

Da jedoch die USA ebenso wie etwa auch der Iran auf Öl und Atomenergie fixiert sind, besteht ein großes Risiko, daß solche positiven Ansätze wieder zerstört werden.

 

REGENBOGEN NACHRICHTEN

 

Anmerkungen

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