20.07.2008

Globaler Energie-Vergleich:

13 mal soviel Zubau an Windenergie
wie an Atomenergie

Eine Untersuchung auf der Grundlage offizieller Zahlen zeigt auf, daß es sich bei der vielbeschworenen Renaissance der Atomenergie lediglich um ein Credo der Nuklear-Konzerne und der von ihnen abhängigen PolitikerInnen handelt. In den vergangenen zweieinhalb Jahren wurden weltweit lediglich vier neue Atomreaktoren mit einer Leistung von zusammen 3.347 Megawatt neu ans Netz gebracht. Dem steht ein Ausbau der Windenergie von insgesamt über 45.000 Megawatt Gesamtleistung gegenüber. In den vergangenen Jahren wurde also global 13 mal soviel an Windenergie wie an Atomenergie in Betrieb genommen.

Bei einem Blick auf die Zahlen der Internationalen Atomenergieagentur (IAEA) zeigt sich sogar ein Rückgang der globalen Gesamtleistung von Atomkraftwerken im Jahr 2006. Acht Atomreaktoren mit zusammen 2.236 Megawatt wurden stillgelegt und zwei Atomreaktoren mit zusammen 1.490 Megawatt in Betrieb genommen. Dagegen wurden im Jahr 2006 weltweit Windkraftwerke mit 15.197 Megawatt in Betrieb genommen. Im Jahr 2007 wurde weltweit kein AKW endgültig abgeschaltet und zwei Atomreaktoren mit zusammen 1.857 Megawatt neu ans Netz gebracht. Gleichzeitig wurden weltweit 20.073 Megawatt Windkraftleistung in Betrieb genommen. Im ersten Halbjahr 2008 wurde weltweit kein AKW endgültig abgeschaltet und kein neues in Betrieb genommen. Hingegen wurden Windkraftkapazitäten von über 10.000 Megawatt ans Netz angeschlossen.

Auch ein "Bauboom" ist aus den Zahlen der IAEA nicht abzulesen:

      Neubaubeginn von AKW

2006

4

2007

6

2008*

2

      * im ersten Halbjahr

Die Gesamtzahl der weltweit betriebenen Atomreaktoren liegt seit Jahren mit geringen Schwankungen bei 440.

Während der Ausbau der Windenergie in den vergangenen zehn Jahren in Deutschland eher gebremst als gefördert wurde, ist die Situation in den zwei süddeutschen Bundesländern Baden-Württemberg und Bayern besonders Atomindustrie-freundlich. Wind aber auch Wasserenergie und andere erneuerbarer Energien werden rigoros blockiert. Vom "schwarzen" Ministerpräsidenten Günther Oettinger wurde entschuldigend vorgeschoben, ein Ausbau der Windenergie lohne sich doch eher an der Küste - und Baden-Württemberg fördere stattdessen die Wasserenergie. Doch die eine Behauptung ist so scheinheilig wie die andere. Sachsen-Anhalt - wie Baden-Württemberg ein Binnenland - produziert schon heute 40 Prozent seines Stroms aus Windkraft.

In der Mehrzahl dienen die "schwarz-rot-gelb-grünen" PolitikerInnen - ob auf Landes- oder Bundesebene - den Interessen der Energie- und Atom-Konzerne. Und die mit Hilfe der Mainstrem-Medien entfachte Diskussion über die Scheinalternative, entweder am "Atomausstieg" festzuhalten oder die Laufzeiten der AKW zu verlängern, hat allein den Zweck, von der realen Behinderung der erneuerbaren Energien abzulenken. Diese haben sich längst zu einer bedrohlichen Konkurrenz der Atomenergie entwickelt. Denn der Strom aus Windkraftanlagen verbilligte sich dank des technischen Fortschritts von 18 Cent je Kilowattstunde im Jahr 1991 auf heute 8 Cent pro Kilowattstunde. Allerdings wird der Windstrompreis für neue Anlagen wegen der stark gestiegenen Materialkosten im kommenden Jahr voraussichtlich auf 9,2 Cent steigen. Dies ist jedoch wenig im Vergleich zu den gewaltig gestiegenen Strompreisen der Kohle-, Gas- und Atomkraftwerke. Für neue Atomkraftwerke wird ein Strompreis von fast 10 Cent pro Kilowattstunde kalkuliert. Dabei sind die Kosten für eine reale Haftpflichtversicherung und für die Atommüllentsorgung nicht im Preis enthalten.

Auch die stetig wiederholte Behauptung der Mainstream-Medien, Kanzlerin Angela Merkel sei im Kreise der G-8-Regierungs-Chefs wegen des "deutschen Atomausstiegs" isoliert, ist eine dreiste Lüge. Immerhin gehört Italien schon seit den Gründungszeiten zum engeren Kreis - und in Italien wurde nicht nur 1987 ein Atomausstieg beschlossen, sondern dieser wurde - anders als in Deutschland oder in Schweden - auch realisiert.

 

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Anmerkungen

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