28.04.2009

Das Geschäft mit dem Tod blüht

Deutschland behauptet Platz 3 auf Top Ten der Terrorstaaten

Die Weltwirtschaftskrise hat die deutschen Rüstungs-Konzerne wie EADS, Rheinmetall, Krauss-Maffei Wegmann, Howaldtswerke-Deutsche Werft (HDW), ThyssenKrupp Marine Systems und Diehl (der Konzern, der angeblich keine Streubomben produziert1) bisher noch kaum beeinträchtigt. Das Geschäft mit dem Tod blüht. Dies bestätigt ein aktueller Bericht des Stockholmer Friedensforschungsinstituts SIPRI (Stockholm International Peace Research Institute).

Wie sich die Weltwirtschaftskrise auf den globalen Rüstungsmarkt auswirken wird, vermag SIPRI zur Zeit noch nicht einzuschätzen. Ein Vergleich mit der Weltwirtschaftskrise der 30er Jahre, aus der das Hitler-Regime Deutschland auf idealtyische Weise mit Hilfe keynesianischer Wirtschaftspolitik herausführte, indem es die "Nachfrage" nach Rüstung "belebte", mag denn auch zynisch erscheinen. "Während Staaten wie Brasilien, Indonesien oder Marokko ihre Gürtel enger schnallen müssen, bauen andere wie Taiwan oder die Arabischen Emirate ihre militärischen Kapazitäten aus", erläuterte SIPRI-Experte Poul Holtom. "In einer Zeit, die nach gemeinsamen Lösungen für globale Probleme ruft, stellt der blühende Waffenhandel eine Vergeudung von Ressourcen dar, die sich die Welt nicht leisten kann."

Besonders hoch waren die Zuwachsraten in den vergangenen Jahren im Nahen Osten. Um 38 Prozent mehr Kriegsmaterial wurde seit 2004 in die Krisenregion exportiert. Hauptabnehmer waren die Vereinigten Arabischen Emirate, Israel und Ägypten. Die Regierungen dieser drei Länder werden vor allem von den USA versorgt. Der Gaza-Krieg diente daher voll und ganz den Interessen der Rüstungsindustrie der USA und Deutschlands. Hingegen ist laut SIPRI der Anteil Irans "trotz allen Spekulationen über die iranischen Importprogramme" vergleichsweise gering. China und Indien, beide mit Rußland als wichtigstem Lieferanten, sind weiterhin die weltweit größten Waffenkäufer. China stellt jedoch zunehmend auf Eigenproduktion um. Hingegen nehmen die Importe Pakistans und Südkoreas - beide vor allem aus den USA - stark zu.

Mit einem Anteil von 31 Prozent liegen die USA weiterhin an der Spitze der Rüstungsexporteure, auch wenn ihr Umsatz seit Ende der Neunzigerjahre, als US-Firmen für die Hälfte aller globalen Waffenexporte standen, um rund 40 Prozent gefallen ist. Im gleichen Zeitraum verdoppelte Rußland seine Ausfuhren und hält nun einen Anteil von 25 Prozent.

Im globalen Waffenhandel spielt Deutschland eine immer größere Rolle. In den vergangenen fünf Jahren stiegen die deutschen Rüstungsexporte laut SIPRI um 70 Prozent. Ihr Anteil am globalen Geschäft mit Kriegsmaterial wuchs in diesem Zeitraum von sieben auf zehn Prozent. Damit rangiert Deutschland unter den Top Ten der Terrorstaaten weiterhin hinter den USA (31 Prozent) und Rußland (25 Prozent) auf Rang drei - noch vor Frankreich und Großbritannien. Dies ist vor allem auf eine Steigerung der deutschen Rüstungs-Exporte um 123 Prozent auf dem europäischen Markt zurückzuführen. Die wichtigsten Abnehmerländer waren die Türkei (15,2 Prozent), Griechenland (12,9 Prozent), Südafrika (12,4 Prozent). und Südkorea (7,5 Prozent). Vor allem Panzer vom Typ Leopard-2A4 und teilweise im Ausland unter Lizenz hergestellte U-Boote vom Typ 214 waren besonders gefragt. "Dahinter steckt keine spezielle Strategie", meint SIPRI-Experte Mark Bromley. "Im Moment sind eben gerade Waffensysteme wie U-Boote gefragt. Da gehört Deutschland zu den wenigen Ländern, die liefern können."

Der deutsche Beitrag zum globalen Waffenhandel werde auch künftig signifikant bleiben, erwartet SIPRI-Experte Mark Bromley und verweist auf geplante Verkäufe von U-Booten an Italien, Griechenland und Portugal und Panzern für Brasilien.

Auch die Nachbarländer Deutschlands Östereich und die Schweiz spielen beim globalen Geschäft mit dem Tod eine unrühmliche Rolle. Die Schweiz findet sich laut SIPRI auf Platz 14 der Weltrangliste der Rüstungsexporteure. Die USA (51 Prozent) waren deutlich vor Pakistan (9 Prozent) wichtigster Abnehmer. Als Nummer 24 findet sich Österreich auf der SIPRI-Weltrangliste.

Weltweit stiegen die Rüstungsexporte in den vergangenen fünf Jahren um 21 Prozent. Besonders massiv wird dabei in der Konfliktregion Nahost aufgerüstet. Die Ausfuhren an diese Länder machten 18 Prozent des globalen Handels mit Rüstungsgütern aus.

 

REGENBOGEN NACHRICHTEN

 

Anmerkungen

1 Siehe unsere Artikel:

      Diehl erhält vor Landgericht München recht
      Krieg ist Frieden
      Streumunition ist Puderzucker (2.03.09)

      Rüstungs-Konzern Diehl klagt gegen Journalist
      Streumunition soll nicht mehr Streumunition genannt werden
      (2.03.09)

Siehe auch unsere Artikel:

      Beinahe Atom-Katastrophe im Atlantik
      Zusammenstoß zweier Atom-U-Boote (16.02.09)

      Bilanz des Gaza-Kriegs
      Die Mehrheit der Israelis und der PalästinenserInnen sind Opfer
      (25.01.09)

      Nummer 3 der Top-Terror-Staaten
      Deutschlands Rüstungsindustrie steigert Export (8.12.08)

      Frankreichs Verbrechen auf Moruroa
      188 Atom-Bomben und die Folgen (29.09.08)

      Deutsche Kriegspolitik (1.09.08)

      Wahnsinn wächst weltweit
      Globale Rüstungsausgaben auf 1,2 Billionen US-Dollar gestiegen
      (15.05.08)

      Ein Heer von LobbyistInnen
      arbeitet in den Ministerien (4.04.08)

      Deutschland Top-Terror-Staat in der EU
      Erneuter Anstieg der Waffenexporte (18.12.07)

      Heroin für die Welt
      Afghanistan bricht unter US-Protektorat alle Rekorde (30.11.07)

      US-Rüstungs-Industrie
      mit satten Gewinnen (28.07.07)

      Top Ten der Welt-Terror-Staaten
      Deutschland auf Platz 3 aufgerückt (12.06.07)

      Globale Rüstungsausgaben auf Rekordniveau
      Mehr als eine Billion Dollar für Waffen (22.05.07)

      Viertgrößte Kriegsmacht
      Anstieg der Rüstungsexporte um 10 Prozent (28.09.06)

      50 Jahre GKSS
      und Deutschlands Streben nach der Atombombe (17.05.06)

      Rüstungsexporte unter "Rot-Grün"
      Rüstungsexportbericht 2004 erst jetzt vorgelegt (1.02.06)

      Was macht den Kongo
      plötzlich so interessant? (22.06.03)

      Die deutsche Rüstungsindustrie
      hat unter "Rot-Grün" Hochkonjunktur (22.05.03)

 

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