2.01.2011

Vattenfall plant Abbaggerung von Dörfern
Sternmarsch gegen Braunkohle-Abbau

Braunkohle-Abbau Mit einem Sternmarsch haben heute die EinwohnerInnen von drei vom Energie-Konzern Vattenfall bedrohten brandenburgischen Dörfern zusammen mit AnwohnerInnen der polnischen Nachbarorte Gubin und Brody protestiert. Atterwasch, Grabko und Kerkwitz sollen dem von Vattenfall mit Hilfe des "roten" Ministerpräsidenten Matthias Platzeck in Brandenburg vorangetriebenen Braunkohle-Abbau geopfert werden.

Mit der gemeinsamen Demonstration soll ein Zeichen gesetzt werden, daß der Widerstand gegen die Pläne des Energie-Konzerns Vattenfall zum Aufschluß neuer Tagebaue auch im Jahr 2011 unvermindert weitergeht, erklärte eine Sprecherin. Durch den für 2020 geplanten, neuen Tagebau Jänschwalde-Nord seien rund 900 Einwohner der Gemeinden Atterwasch, Grabko und Kerkwitz betroffen. Sie müßten ihre Dörfer und Heimat in der Lausitz verlassen und würden umgesiedelt.

Braunkohle ist mit Abstand der klimaschädlichste aller Energieträger: Eine Tonne Braunkohle verursacht bei der Verbrennung etwa eine Tonne klimaschädliches Kohlendioxid (CO2). Doch Vattenfall will trotzdem weiter am Klimakiller Braunkohle festhalten und aktuellen Planungen zufolge fünf weitere Braunkohle-Tagebaue erschließen. Die Verfeuerung der noch zum Abbau vorgesehenen Braunkohle würde zwei Milliarden Tonnen CO2 freisetzen und hätte außerdem die Abbaggerung etlicher Dörfer und der Heimat von mehr als 3.500 Menschen, zur Folge.

Dies wollen die Betroffenen sowie weitere energiepolitisch interessierte Menschen der Region nicht zulassen. "Wir wollen unsere Natur und Heimat für Kinder und Enkel erhalten" und "Braunkohleabbau zerstört Landschaft und Lebensgeschichte" stand unter anderem auf den Transparenten der Demo-TeilnehmerInnen. Die drei Ortsbürgermeister der Gemeinden riefen in ihren Reden zum fortgesetzten Widerstand gegen die Pläne von Vattenfall auf. "Nur gemeinsam können wir die drohende Abbaggerung verhindern", erklärte Ortsbürgermeister Ulrich Schulz (parteilos) aus Atterwasch.

Ulrich Schulz, der zugleich Landwirt ist, hatte im Sommer 2010 eine Biogas-Anlage für seine Gemeinde in Betrieb genommen, die inzwischen die 241 EinwohnerInnen sowie 26 Gewerbebetriebe im Ort mit Öko-Strom versorgt. "Damit haben wir gezeigt, daß es auch ohne Verstromung der Braunkohle geht", sagte Schulz.

Der Ortsbürgermeister von Kerkwitz, Roland Lehmann (parteilos), begründete die kürzlich abgeschlossene Vereinbarung zwischen der Gemeinde Schenkendöbern und Vattenfall. "Die bereits beginnenden Beeinträchtigungen durch den laufenden Tagebau Jänschwalde haben uns zu Verhandlungen mit Vattenfall über den Ausgleich von Schäden gezwungen," erklärte er. Das verringere aber nicht den Widerstand gegen den geplanten Tagebau Jänschwalde-Nord, sagte Lehmann.

Für den 15. Januar ist eine Fackel-Demonstration rund um den bestehenden Tagebau Jänschwalde geplant. Der erste Sternmarsch der Kohlegegner im Januar 2008 war eine Reaktion auf die Bekanntgabe der Pläne, die drei Dörfer umzusiedeln. Seit dem vergangenem Jahr solidarisieren sich auch die KritikerInnen der Speicherpläne für die unterirdische CO2-Lagerung (CCS) im Oderbruch mit den Lausitzer Kohlegegnern und beteiligen sich am Sternmarsch. Ein Mitglied der Bürgerinitiative Neutrebbin appellierte an die BewohnerInnen, nach dem Vorbild der CCS-GegnerInnen als Zeichen des Protestes auf den Wohngrundstücken gelbe Holzkreuze aufzustellen. Das Zeichen ist im Wendland als Bekenntnis zum Widerstand gegen die CASTOR-Transporte stark verbreitet.

 

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