30.06.2012

200.000 in Tokio gegen Atomenergie
AKW Oi wird hochgefahren

Demo in Tokio gegen Neustart der Atomenergie, 29.06.2012 Trotz anhaltender Protest-Demonstrationen in Tokio und anderen japanischen Städten hält der Strom-Konzern KEPCO am Wiederhochfahren des AKW Oi fest. Nach dem Super-GAU von Fukushima am 11. März 2011 waren nach und nach sämtliche 50 noch funktionsfähigen Atom-Reaktoren abgeschaltet worden. Mit dem AKW Oi wagt die japanische Regierung den Neustart der Atomenergie. Immer mehr Menschen fordern den Rücktritt von Ministerpräsident Yoshihiko Noda.

Der Strom-Konzern Kansai Electric Power (KEPCO), der die Großstädte Osaka, Kyoto und Kobe versorgt, hält an den Vorbereitungen zum Wiederhochfahren von zwei der insgesamt vier Druckwasser-Reaktoren des AKW Oi fest. Einer der Reaktoren soll bereits in den kommenden Tagen seine maximale Leistung erreichen. Obwohl die Stromversorgung in Japan monatelang ohne Atomenergie funktionierte, wollen die Strom-Konzerne aus Profitgründen nicht auf ihre Atomkraftwerke verzichten.

In den vergangenen drei Wochen hat sich die Beteiligung an den Freitags stattfindenden Protest-Demonstrationen von 11.000 über 45.000 und auf 200.000 gesteigert. Die riesige Menschenmenge füllte gestern die Straßen am Amtssitz des japanischen Ministerpräsidenten Yoshihiko Noda. Immer lauter wird die Forderung nach dessen Rücktritt, da er gegen eine deutliche Mehrheit der Bevölkerung am 8. Juni dem Neustart der Atomenergie zugestimmt hat. Weltweit geraten die Vorstände von Strom- und Medien-Konzernen immer mehr in Panik, daß sich ihr Trauma, der Atomausstieg Italiens im Jahr 1987, wiederholen könnte.

Obwohl es sich bei der am gestrigen Freitag stattgefundenen Demonstration laut Misao Redwolf, einer der OrganisatorInnen, um eine "Last-Minute-Aktion" handelte, stieg die Zahl der TeilnehmerInnen auf bislang in Japan unbekannte Dimensionen. "Vor dem Amt des Ministerpräsidenten zu protestieren ist das Beste, was wir in Tokio tun können," so Misao Redwolf. Im Zentrum des Protests steht die Forderung an die Energie-Konzerne und an die Regierung, die Reaktoren nicht hochzufahren. In Sprech-Chören rief die Menge: "Nein zum Neustart!"

Angesichts des Festhaltens am Neustart der Atomenergie sagte Kazumi Honda, eine rund 40-jährige Hausfrau auf der Demo in Tokio: "Ich finde den Neustart empörend. Bis jetzt konnte nicht einmal über dem Katastrophen-Atomkraftwerk von Fukushima ein Sarkophag gebaut werden." Kazumi Honda war am Freitag aus Minami Uonuma in der Präfektur Niigata zur Demo nach Tokio gekommen. Sie wohne nur rund 60 Kilometer vom AKW Kashiwazaki-Kariwa entfernt. Kazumi Honda sagte, sie könne die Situation im AKW Oi nicht ignorieren, zumal auch die Regierung zugeben müsse, daß dessen Sicherheit nicht in vollem Umfang gewährleistet ist.

 

REGENBOGEN NACHRICHTEN

 

Anmerkungen

Siehe auch unsere Artikel:

      45.000 auf Demo in Tokio
      "Nein zum Neustart der Atomenergie!" (23.06.12)

      11.000 protestieren in Tokio
      gegen Neustart der Atomenergie (16.06.12)

      Atomkraftwerke in Japan
      Alle Reaktoren abgeschaltet (5.05.12)

      Der permanente Super-GAU von Fukushima
      "Kaltabschaltung" obsolet
      Temperatur steigt (13.02.12)

      Japan: Nur noch 3
      von 54 Atom-Reaktoren am Netz
      Internationale Anti-Atom-Konferenz in Yokohama (30.01.12)

      AKW Fukushima Daiichi jetzt sicher?
      Groteske Informationspolitik in Japan (16.12.11)

      Der permanente Super-GAU von Fukushima
      Kernschmelze gravierender als zugegeben (2.12.11)

      Der permanente Super-GAU von Fukushima
      Hinweise auf fortdauernde Kernspaltung (2.11.11)

      Hohe Radioaktivität in Tokio
      Behörden leugnen Zusammenhang mit Fukushima (13.10.11)

      Der permanente Super-GAU von Fukushima
      Wie viele Menschen sind bisher betroffen? (7.09.11)

      Der permanente Super-GAU von Fukushima
      Regierung verteilt Radioaktivität über Japan (27.08.11)

      Weiteres starkes Erdbeben in Japan
      Atom-Ruine in Fukushima angeblich nicht betroffen (19.08.11)

      Steigende Strahlungswerte
      in Atom-Ruine Fukushima (2.08.11)

      Verstrahltes Fleisch aus Fukushima
      Liefer-Stop für japanische Rinder (19.07.11)

      AKW Fukushima Daiichi
      Erneute Explosion am 14. Juni? (16.06.11)

      Stark erhöhte Radioaktivität
      in Fukushima (4.06.11)

      Fukushima: Der permanente Super-GAU
      TEPCO bestätigt Kernschmelze in 3 Reaktoren (24.05.11)

      Explosionsgefahr in Fukushima
      Situation weitaus schlimmer als bislang dargestellt (12.05.11)

      Roboter in Reaktor-Ruinen von Fukushima
      Hohe Radioaktivitäts-Werte (18.04.11)

      Anti-Atom-Demo in Japan
      (10.04.11)

      Aktuelle Hintergrund-Informationen
      zur Reaktor-Katastrophe von Fukushima
      US-ExpertInnen befürchten negative Entwicklung
      in den kommenden Monaten
      Fotos von cryptome.org (6.04.11)

      Japanischer AKW-Experte:
      Reaktor I vermutlich schon am 11. März leck (29.03.11)

      Fragen zur Situation in Japan,
      zur Atomenergie und zu Deutschland (25.03.11)

      Gesellschaft für Strahlenschutz:
      Super-GAU ist längst Realität (23.03.11)

      Die Situation in den havarierten japanischen AKW
      Stand: Sonntag 16 Uhr (13.03.11)

      Notkühlfall in japanischem AKW
      Situation in Reaktor Fukushima Daiichi I spitzt sich zu (11.03.11)

      Nach jahrelangem Stillstand
      Japanischer Schneller Brüter Monju im Probebetrieb (7.05.10)

      Feuer in japanischem AKW
      Ein Arbeiter verletzt (5.03.09)

      Brand im weltgrößten AKW
      Seit Juli wegen Erdbeben-Schäden
      auf unabsehbare Zeit abgeschaltet (20.09.07)

      Japanisches AKW durch Erdbeben schwerer beschädigt
      als bisher bekannt
      Über 50 Prozent mehr Radioaktivität ausgetreten (18.07.07)

      Erdbeben verursachte Unfall in japanischem AKW
      Radioaktives Wasser trat aus (16.07.07)

      Schweres Erdbeben erinnert an
      AKW-Stilllegung vor einem Jahr (26.03.07)

      Japan: AKW Shika abgeschaltet
      Gericht erkennt auf mangelhafte Erdebebensicherheit (25.03.06)

      11 AKWs in Japan abgeschaltet
      Zweiter japanischer Strom-Konzern muß Konsequenzen ziehen
      (14.08.04)

      Atom-Ausstieg ist möglich
      in Japan 17 AKWs abgeschaltet (22.04.03)

 

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