7.12.2009

BMW würgt Wasserstoff-Motor ab

Technik längst ausgereift

Der bayerische Automobil-Konzern BMW, der in die Entwicklung von mit Wasserstoff angetriebenen Motoren groß eingestiegen war, bricht sein Engagement in diese Auto-Antriebstechnik der Zukunft jäh ab. "Es wird vorerst keine neue Wasserstoff-Testflotte geben", sagte BMW-Entwicklungsvorstand Klaus Draeger dem 'Handelsblatt'. Wie andere Auto-Produzenten setzt BMW offenbar auf den irrationalen Hype um den Elektro-Antrieb, der angeblich Klimaschutzvorgaben erfüllen soll. BMW-Chef Norbert Reithofer fordert auf diesem Gebiet auch mehr staatliche Förderung.

Wie in vielen anderen Bereichen ist hier ebenso zu befürchten, daß Großkonzerne, die eng mit der Mineralöl-Industrie verflochten sind, lediglich darauf bedacht sind, staatliche Forschungsgelder abzuschöpfen. Indem sie neue Entwicklungen an sich reißen, können sie zudem deren Praxis-Einsatz kontrollieren und aus ihrer Sicht unerwünschte Neuerungen blockieren.

So haben beispielsweise Anfang der 1990er Jahre Energie-Konzerne wie RWE die hoffnungsvollen Ansätze zu einem boomenden Markt für Solarenergie in Deutschland abgewürgt. Im Verein mit deutschen Ministerien und Behörden, die mit Hilfe von Auflagen innovativen kleinen Firmen Knüppel zwischen die Beine warfen, und mit informeller Unterstützung der Atom-Lobby wurde eine aufstrebende Solarwirtschaft platt gemacht. Noch 1991 gab es in Deutschland vier Firmen, die Solarzellen herstellten. Vor allem Strom-Konzerne, die in den Solarfirmen entscheidende Anteile aufgekauft hatten, richteten den Solarmarkt systematisch zugrunde.

"Die Energiekonzerne, die beim Durchbruch der Solartechnik als Verlierer dastünden, können so die Konkurrenztechnik kontrollieren", schrieb der 'spiegel' am 25. Juni 1995. Der Atom-Konzern RWE hatte sich in die Firma Angewandte Solarenergie (ASE) GmbH eingekauft, die 1995 bundesweit noch als einziger Hersteller von Solarzellen übriggeblieben war. RWE schloß die ASE - angeblich wegen zu geringer Nachfrage - Ende 1995. Der Journalist Franz Alt klagte in den 'Lübecker Nachrichten vom 30. April 1997: "Japan hat in den letzten fünf Jahren sämtliche deutschen Solarpatente aufgekauft."

So ist auch beim marktbeherrschenden Oligopol der deutschen Automobil-Konzern nicht damit zu rechnen, daß Autos mit Wasserstoff-Motoren in naher Zukunft in die Serienproduktion gehen.

In den Mainstream-Medien heißt es nun, die Automobil-Konzerne forschten "seit Jahrzehnten an der Wasserstofftechnik, ohne bislang einen Durchbruch zu erzielen." Tatsächlich hat der Ingenieur Olof Tegström bereits in den 1980er Jahren in der Praxis bewiesen, daß Wasserstoff als Brennstoff für Automotoren taugt. Mehr als das: Mit einem Windgenerator in seinem Garten erzeugt er Strom. Und mit diesem Strom zerlegt er in einem schrankgroßen Elektrolyse-Apparat Leitungswasser in seine Bestandteile Wasserstoff und Sauerstoff. Mit dem selbst produzierten Wasserstoff betreibt Tegström nicht nur sein Auto, sondern auch die Heizung seines Hauses. Doch dieses Konzept würde den Einstieg in dezentrale Energiestrukturen eröffnen. Es würde die Menschen energetisch autark machen und die Basis für eine Demokratisierung der Ökonomie bilden. Aber solch dezentrale Strukturen fürchten die großen Konzerne wie der Teufel das Weihwasser.

 

REGENBOGEN NACHRICHTEN

 

Anmerkungen

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