30.09.2009

Endlagerpläne in Schweden
hinfällig

Auch Kupfer hält nicht dicht

WissenschaftlerInnen haben bei Langzeit-Materialtests festgestellt, daß die beim schwedischen Endlager-Konzept vorgesehene Kupfer-Ummantelung der verbrauchten, radioaktiven Brennstäbe untauglich ist. Das Metall bleibt nicht einmal tausend Jahre dicht.

Das schwedische Endlager-Konzept in Granit, das lange Zeit als weltweit führend galt, hat bereits in den vergangenen Jahren deutliche Kritik hinnehmen müssen. GeologInnen wiesen im angeblich seit 1,6 Millionen Jahre stabilen Urgestein Spuren von mindestens 58 Erdbeben der Stärke acht auf der Richterskala allein in den zurückliegenden 10.000 Jahren nach. Bereits zu Beginn der Probebohrungen in Granit östlich von Insel Sternö an der Südostküste Schwedens war man auf rissiges Gestein gestoßen. Damals hatten die Atom-Techniker noch behauptet, daß der Granit zwischen den Bohrungen optimal für die Atommüllagerung geeignet sei.

Atomkraftwerke in Schweden

Nun haben WissenschaftlerInnen der Technischen Hochschule (KTH) in Stockholm festgestellt, daß auch unabhängig vom Wirtsgestein der vorgesehene Einschluß des radioaktiven Müll in Kupferkapseln nicht die versprochene Langzeit-Sicherheit bietet. Bei den bislang von der schwedischen Regierung vorangetriebenen Endlager-Plänen in der Nähe des unfallträchtigen AKW Forsmark sollte der radioaktive Müll in 6.000 je 5 Meter lange Kupferkapseln mit 5 Zentimeter dicken Wänden eingeschweißt werden. Die in Granit gebohrten Schächte sollten nach der Einlagerung mit Tonerde verfüllt werden. Die Hinterlassenschaften des "Atomzeitalters" sollten so zwar nicht die mindestens erforderlichen eine Million Jahre, aber wenigstens für 100.000 Jahre sicher von der Biosphäre abgeschotten werden können - so die bisherigen Annahmen.

Doch selbst die von der Atom-Lobby versprochenen 100.000 Jahre bleibt Kupfer nicht ausreichend stabil. Nach den nun veroffentlichen Forschungsergebnissen zersetzt sich Kupfer auch in weitestgehend sauerstoff-freier Umgebung. Dies zeigten sowohl Langzeit-Versuche im Labor mit Kupferfolien als auch eine Analyse von Kupfermünzen, die mit dem Kriegsschiff 'Wasa' vor über 300 Jahren untergegangen waren und in einem Sediment aus sauerstoff-freiem Lehm auf dem Meeresboden gelegen hatten. Selbst unter der Annahme, daß die Schächte im Granit sowohl vor Grund- und auch Salzwasser sicher wären, das in Folge des steigenden Meeresspiegels eindringen könnte, wären die Kupferkapseln also der Korrosion ausgesetzt.

Peter Szakalos, KTH-Projektleiter für Metallkorrosion, erklärt, daß die für das schwedische Endlager-Konzept vorgesehenen Kupferkapseln vermutlich nicht einmal 1.000 Jahre dicht bleiben. "Sollen sie 100.000 Jahre halten, müssten die Wände statt 5 Zentimeter 5 Meter dick sein." Bereits die jetzigen Kapseln wiegen jedoch jeweils 8 Tonnen.

Die von den Atom-Konzernen Vattenfall und E.on betriebene Atommüll-Gesellschaft Svensk Kärnbränslehantering hält allerdings daran fest, daß Kupfer nach bisherigen Erkenntnissen ohne Sauerstoff nicht roste. "Dann sollen sie das beweisen", fordert Peter Szakalos. Schwedens Atomlobby hatte sich bereits Mitte der Achtzigerjahre auf das unerprobte Lagerkonzept in Kupferkapseln festgelegt und aus Kostengründen keine Alternativmethoden erforscht. Die Theorie der Kupferkorrosion müsse jetzt gründlich untersucht werden, sagt Willis Forsling, Mitglied des staatlichen Abfallrats für radioaktiven Müll: "Sonst kippt die zentrale Voraussetzung für das gesamte Konzept."

 

REGENBOGEN NACHRICHTEN

 

Anmerkungen

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