17.12.2012

AKW Garoña abgeschaltet
Folgt die Stilllegung?

Zapatero und das AKW Garona
Die spanische Atom-Mafia hat das AKW Garoña abgeschaltet und versucht so, die Rajoy-Regierung unter Druck zu setzen. Diese hatte vor, eine Brennelemente-Steuer zu erheben. Allerdings kann auch in Spanien der Ausfall eines Atomkraftwerks längst durch Strom aus erneuerbaren Energien kompensiert werden.

Bei dem 1970 - noch zu Zeiten des faschistischen Diktators Francisco Franco - in Betrieb genommenen AKW Garoña handelt es sich um das derzeit älteste von sechs spanischen Atomkraftwerken mit insgesamt neun Reaktorblöcken. Das AKW José Cabrera - wie das AKW Garoña mit nur einem Reaktor - , das im Jahr 1968 in Betrieb ging, wurde bereits 2006 stillgelegt.

Der pseudo-sozialistische Ministerpräsident José Zapatero hatte im Wahlkampf 2008 versprochen, das AKW Garoña stillzulegen. (In Frankreich wiederholte François Hollande diesen Trick im Wahlkampf 2011/2012 und versprach die Stilllegung des ältesten französischen AKW.) Im Jahr 2009 verlängerte Zapatero die Betriebserlaubnis des AKW Garoña um vier Jahre, so daß kein AKW bis zum Ende seiner Amtszeit stillgelegt werden mußte. Die als konservativ firmierende Rajoy-Regierung verkündete Anfang 2012 prompt, daß sie dem mittlerweile über 40 Jahre alten Meiler eine Betriebserlaubnis auch über das fiktive Stilllegungs-Datum 1. April 2013 hinaus de facto unbeschränkt gewähren würde.

Der Siedewasser-Reaktor des AKW Garoña ist weitgehend baugleich mit den vier Reaktoren des japanischen AKW Fukushima Daiichi, in denen es am 11. März 2011 zum Super-GAU gekommen war. Hinzu kommt, daß der Reaktordruckbehälter des AKW Garoña vom selben Hersteller stammen soll, der auch die Druckbehälter der belgischen AKW Doel und Tihange lieferte, in denen Tausende von Rissen festgestellt wurden (Siehe unsere Artikel v. 9.08. und 17.08.12). Nach Informationen der spanischen Gruppe 'Umweltschützer in Aktion' ist zudem der Primärkreislauf des AKW Garoña von "massiver Korrosion" betroffen. Im Juli zeigte eine Aktion von Greenpeace-AktivistInnen auf, daß der spanische Meiler nicht ausreichend vor Terror-Anschlägen geschützt ist.

Die Abschaltung des AKW Garoña wird in Spanien im Zusammenhang mit der für Donnerstag im Parlament anberaumten Abstimmung über eine Brennelemente-Steuer gesehen. Hinter Nuclenor, dem Betreiber des AKW Garoña, stehen die beiden spanischen Energie-Konzerne Endesa und Iberdrola. Diese versuchen ganz offen, mit der Abschaltung Druck auszuüben. Sie stellen in Aussicht, den Meiler wieder ans Netz gehen zu lassen, sollte die Steuer nicht wie geplant beschlossen werden. Durch die Steuer kämen allein auf das AKW Garoña Zusatzkosten in Höhe von jährlich 153 Millionen Euro zu. Damit sei es nicht mehr rentabel.

In Kreisen der spanischen Anti-Atom-Bewegung wird vermutet, daß Endesa und Iberdrola gar nicht beabsichtigen, die angebotene Verlängerung der Betriebsgenehmigung für das AKW Garoña in Anspruch zu nehmen, da dessen Siedewasser-Reaktor mit nur 446 Megawatt Leistung infolge laufender Reparaturen permanent hohe Kosten verursacht. Das AKW trägt ohnehin nur wenig mehr als ein Prozent zur spanischen Stromproduktion bei. Die Abschaltung des AKW Garoña könne leicht durch erneuerbare Energien aufgefangen werden, die schon mehr als die Hälfte des Stroms liefern können. Allein Windkraftwerke produzieren rund 22 Prozent des Stroms, während die sechs spanischen Atomkraftwerke es im Jahr 2011 lediglich auf einen Anteil 19 Prozent brachten.

Da das Durchschnittsalter der Atomkraftwerke weltweit von Jahr zu Jahr steigt, die Sicherheits-Technik veraltet und bei Reparaturen oft nicht mehr mit neueren Standards kompatibel ist und auch die Versprödung der Reaktor-Druckbehälter von Jahr zu Jahr überproportional wächst, ist mit hoher Wahrscheinlichkeit mit einem weiteren Super-GAU in den Jahren 2013 oder 2014 zu rechnen. Bei der hohen Dichte von Atomkraftwerken in Europa ist diese Katastrophe hier zu erwarten.

 

REGENBOGEN NACHRICHTEN

 

Anmerkungen

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