17.12.2014

Neue EU-Fischfang-Quoten:
Lizenz zur Ausrottung

Meere bald leergefischt
Die Konferenz der EU-Fischerei-MinisterInnen hat einen weiteren Schritt zur Vernichtung der Lebensgrundlagen auf diesem Planeten legitimiert: Die ohnehin massiv subventionierten Fischfang-Konzerne müssen sich an keine ernsthaften Fang-Quoten halten. Nach Ansicht von Greenpeace sind die zugelassenen Fangmengen zu groß, um der Ausrottung überfischter Arten entgegenzuwirken.

Zwar dürfen die deutschen FischerInnen laut den in Brüssel verkündeten Beschlüssen im kommenden Jahr weniger "Seelachs" aus der Nordsee und dem Nordostatlantik herausholen. Zudem ist eine leichte Quoten-Minderungen beim Hering und eine Quoten-Minderungen um 25 Prozent beim atlantischen Kabeljau zu verzeichnen, während die Quote bei der Scholle sogar erhöht wurde. Auf die Fangmengen für die Ostsee hatten sich die EU-Staaten bereits im Oktober geeinigt. Die deutschen FischerInnen können dort 2015 deutlich mehr Hering fangen als im laufenden Jahr. EU-Fischerei-Kommissar Karmenu Vella lobte diese Festsetzungen, da so "eine schonende Bewirtschaftung der Fischbestände" gewährleistet sei und die Verhandlungs-Ergebnisse in der EU "breit akzeptiert" würden.

Die Umweltorganisation Greenpeace widerspricht dieser Darstellung. "Die EU-Fischerei-Minister haben klar die Chance verpaßt, sich für ein Ende der Überfischung einzusetzen," erklärte Meeresbiologe Thilo Maack. "Die Ozeane sind in einem kritischen Zustand. Wir brauchen deshalb faire Fang-Quoten, die sich an wissenschaftlichen Empfehlungen orientieren." Die von den Fischerei-MinisterInnen - darunter für Deutschland BMEL-Minister Christian Schmidt - beschlossene Reduzierung der Fang-Quote beim Kabeljau um ein Viertel ist weit entfernt von der von Seiten der Wissenschaft geforderten Reduzierung um 64 Prozent.

Greenpeace weist zudem darauf hin, daß die Quote für die Seezunge im Ärmelkanal nur um 28 statt um 60 Prozent gekürzt wurde. "Auch die irischen Shrimp-Fischer profitieren im kommenden Jahr von einer höheren Fangmenge als beantragt, obwohl sie eine umweltschädliche Grundschleppnetz-Fischerei betreiben.“ Der World Wildlife Fund (WWF) teilt die Kritik: Mehr als die Hälfte der Fangmengen seien von den Fischerei-MinisterInnen höher als von der Wissenschaft empfohlen festgelegt worden.

Die EU hatte jüngst eine Reform ihrer Gemeinsamen Fischereipolitik beschlossen und zugleich angekündigt, die Überfischung bis 2015 zu beenden. Selbst die EU-Kommission räumt offiziell ein, daß drei Viertel der europäischen Fischbestände überfischt sind. Tatsächlich ist der Zustand weitaus desaströser. Nun zeigt sich jedoch, daß diese Ankündigung der EU - ebenso wie die wohlfeile Deklarationen der vergangenen zehn Jahre und ebenso wie die warmen Worte auf den Welt-Klima-Gipfeln der vergangenen Jahrzehnte - keine realen Konsequenzen hat.

 

REGENBOGEN NACHRICHTEN

 

Anmerkungen

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