Laut der elsässischen Zeitung 'L'Alsace' war am Mittwoch, 7. Juli, im französischen AKW Fessenheim ein Brand ausgebrochen. Angeblich wurde der Brand in einem Schaltschrank durch einen Kurzschluß ausgelöst. Die "Panne" habe schnell beherrscht werden können und es sei keine Person zu Schaden gekommen.
Bei dem gegen 20 Uhr ausgebrochenen Brand sei lediglich der nicht-nukleare Teil des Atomkraftwerks betroffen gewesen, erklärte Bruno Allex, Pressesprecher des AKW Fessenheim. Das interne Personal habe den Brandherd zwar sofort erreicht, dennoch sei die Feuerwehr gerufen worden. "Als sie ankam, konnte sie feststellen, daß das Feuer gelöscht war, aber sie mußten nicht eingreifen," ergänzte Allex nach Darstellung des elsässischen Zeitung. Das Feuer habe keinerlei Konsequenzen für die Sicherheit des AKW oder die der Umwelt bedeutet. Nicht weniger als 14 Feuerwehr-Fahrzeuge waren beim AKW Fessenheim eingetroffen.
In diesem Zusammenhang muß an die Beinahe-Katastrophe im schwedischen AKW Forsmark am 25. Juli 2006 erinnert werden, die ebenfalls durch einen Kurzschluß im nicht-nuklearen Teil des Atomkraftwerks ausgelöst worden war. Lars-Olov Höglund, der als langjähriger Chef der Konstruktionsabteilung des schwedischen Vattenfall-Konzerns für deren Atomkraftwerk in Forsmark zuständig war und den Reaktor in- und auswendig kennt, vertrat die Ansicht, daß es zu einer Kernschmelze gekommen wäre, wenn Reaktor nur sieben Minuten länger nicht unter Kontrolle gewesen wäre. "Das ist die gefährlichste Geschichte seit Harrisburg und Tschernobyl," sagte Höglund damals.1
Erst vor einem halben Jahr war es im AKW Fessenheim zu einer kritischen Situation gekommen. Im Januar wurde bekannt, daß eine "Panne" am 27. Dezember 2009 im AKW Fessenheim gravierender war, als bis dato vom Betreiber dargestellt. Eine Verstopfung des Kühlsystems von Reaktorblock II durch angesaugtes Geschwemmsel aus dem Rheinseitenkanal hatte zu einer Notabschaltung geführt. Danach war es beim Wiederanfahren von Block II zu einer "teilweisen Verstopfung" des Kühlsystems gekommen. In Folge dessen versagte die automatische Abschaltung und das Trommelsieb wurde aus der Verankerung gerissen. Dadurch konnte eine größere Menge Pflanzenreste tiefer in das Rohrsystem und in die Kühlkreisläufe gelangen. Laut Betreiberangaben wurde durch die Verstopfung der Rohre in den Wärmetauschern der Durchsatz des Kühlwassers um rund ein Drittel, von 2400 auf 1600 Kubikmeter pro Stunde, reduziert. Dies führte nur deshalb nicht zu ernsten Konsequenzen, weil der Reaktor noch nicht auf Vollast lief. Der Vorfall zeigte erneut, daß es im Fall eines unglücklichen Zusammentreffens mehrerer Ereignisse - dem Eindringen von Treibgut in den Kühlkreislauf, Volllastbetrieb und womöglich gar einer Kühlmittel-Leckage - zu einem Super-GAU kommen kann.
Das AKW Fessenheim ist vom Zentrum der südbadischen Großstadt Freiburg nur 24 Kilometer entfernt.
REGENBOGEN NACHRICHTEN
Anmerkungen
1 Siehe hierzu:
AKW Forsmark: Pfusch und Alkohol
Interner Bericht offenbart unhaltbare Zustände (30.01.07)
Atom-Minister Gabriel
läßt deutsche AKWs am Netz (7.08.06)
Schwedisches AKW 7 Minuten vor GAU
Versagte eine Komponente »Made in Germany«? (3.08.06)
Schwedens "Atom-Ausstieg"
Info-Serie Atomenergie - Folge 10
Siehe auch unsere Artikel zum AKW Fessenheim:
Frankreich: Laufzeitverlängerung auf 40 Jahre
kostet 600 Millionen Euro pro Reaktor
AKW Fessenheim bis 2017? (27.06.10)
"Störung" im AKW Fessenheim
im Dezember gravierender als bislang bekannt (23.02.10)
"Störung" im AKW Fessenheim
Reaktor konnte nicht hochgefahren werden (27.12.09)
Atomenergie verursacht Stromlücke
in Frankreich (18.12.09)
Notabschaltung im französischen AKW Cruas
Hauptkühlsystem verstopft (2.12.09)
Streit um die neue Atomkraftwerks-Linie EPR in Frankreich
Sicherheitsbehörden kritisieren elektronisches Steuerungs-System
(3.11.09)
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13.000 Liter Diesel-Öl versickerten im Boden (29.10.09)
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Bombenstoff Plutonium (15.10.09)
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Folge 11 der Info-Serie Atomenergie