21.02.2009

"Waldzustandsbericht" 2008
veröffentlicht

Wald-AIDS verschlimmert sich schleichend

Laut dem von der Bundesregierung gestern (Freitag) in Berlin veröffentlichten "Waldzustandsbericht" 2008 stieg der Anteil schwer geschädigter Bäume im vergangenen Jahr von 25 auf 26 Prozent. Der Anteil der Bäume mit starken und mittelschweren Schäden sank dagegen von 70 auf 69 Prozent.

Waldschäden von 1983 bis 2008

vergrößerte Grafik: hier

Der Zustand der Eichen wird zunehmend bedrohlicher. Inzwischen ist mit 52 Prozent mehr als die Hälfte dieser Bäume der höchten Schadenklasse zugeordnet, während es 2007 49 Prozent waren. Der Anteil der kranken Eichen insgesamt sank leicht von 86 auf 84 Prozent. Mehr als 60 Jahre alte Eichen sind von den Schäden mehr als dreimal so stark betroffen als Bäume, die nach 1949 gepflanzt wurden. Vor allem in Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen und Bayern nahm die Zahl kranker Eichen zu. 2007 hatten einige der staatlich alimentierten Wald-Sachverständigen viele Erkrankungen bei Eichen noch mit starken Insektenbefall erklären können. Doch obwohl es 2008 weniger Schädlinge gab, wurden noch mehr Bäume krank.

Bei den Buchen hat sich der Zustand auf recht hohem Krankheitsniveau ein wenig gebessert: Der Anteil der schwer geschädigten Buchen ging von 39 auf 30 Prozent zurück. Da der Anteil der Buchen mit mittleren Schäden unverändert bei 46 Prozent blieb, gelten 24 Prozent der Buchen als gesund (2007: 15 Prozent). Bei Fichten (2007: 28 Prozent / 2008: 30 Prozent) und Kiefern (2007: 13 Prozent / 2008: 18 Prozent) hat der Anteil der schwer geschädigten Bäume deutlich zugenommen. Wie bereits in den vergangenen Jahren muß erneut darauf hingewiesen werden, daß in den amtlichen Erhebungen lediglich die noch existierenden Bäume berücksichtigt und im Jahresverlauf entfernte kranke und abgestorbene Bäume nicht einbezogen werden.

Das für die Veröffentlichung des "Waldzustandsberichts" zuständige Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz erklärte, es seien "mehr Anstrengungen" nötig, um die Luftverschmutzung zu drosseln. Den Waldbesitzern empfahl das Ministerium, Fördermittel für Kalkung in Anspruch zu nehmen. Die agroindustrielle Landwirtschaft als Hauptursache der Waldschäden blieb dagegen unter der neuen Ministerin Ilse Aigner ebenso ungenannt wie in den Jahren unter ihrem Vorgänger Horst Seehofer. Unter den Mainstream-Medien erwähnt lediglich die 'Süddeutsche Zeitung', daß Ammoniak die Wälder schädigt, ohne jedoch die Herkunft dieses Schadstoffs zu benennen.

Die massive Subventionierung der agroindustrielle Landwirtschaft - insbesondere der Massentierhaltung - wird unbeirrt fortgesetzt. Ammoniak-Emissionen und die Überdüngung der Felder mit Gülle sind die Folge. Durch Wind und Regen wird der Chemikalien-Cocktail aus den landwirtschaftichen Betrieben, aus Kraftwerken, Straßenverkehr und Hausheizungen in die Wälder verfrachtet. Das Wurzelgeflecht der Bäume und die dort lebenden Mikroorganismen, die für das Überleben der Bäume unabdingbar sind, werden mehr und mehr geschädigt. Von dieser Anklage ausgenommen kann lediglich die Ökolandwirtschaft werden, die feste Bestandsobergrenzen pro Fläche einhält.

 

REGENBOGEN NACHRICHTEN

 

Anmerkungen

Siehe auch unsere Artikel:

      Wald-AIDS auch in den USA
      Sterberate in 20 Jahren verdoppelt (24.01.09)

      Wald-AIDS:
      Elende Zustände in Baden-Württemberg (18.11.08)

      Wald-AIDS wird beschwiegen
      Mainstream-Medien leugnen weiterin Hauptverursacher (19.03.08)

      Wald-AIDS im Jahr 2007
      und das Elend der Politik (30.01.08)

      Wald-AIDS in Baden-Württemberg
      Nur drei Jahre seit 1983 waren schlimmer... (24.11.07)

      Wald-AIDS im Jahr 2006
      Haupverursacher Landwirtschaft (25.01.07)

      Seehofer will die jährlichen
      "Waldschadensberichte" canceln (14.07.06)

      Wald-AIDS im Jahr 2005
      Der Waldzustandsbericht und die Ursachen (22.01.06)

      Der Wald hat AIDS
      "Rot-Grün" schaut zu (18.03.05)

      'Wald-AIDS so schlimm wie nie zuvor' (8.12.04)

      'Wald-AIDS - Zustand schlimmer als 1983' (19.10.04)

      'WWF sieht "Rot-Grün" auf dem Holzweg'
      "Holz-Charta" offenbart Mißachtung der Wälder (3.09.04)

      'Der Wald hat AIDS'
      Aktuelle Befunde am Krankenbett (28.06.04)

      'Auch "Rot-Grün" kann nicht länger leugnen:
      Dem Wald geht's immer schlechter' (12.12.03)

      'Waldsterben trotzt Künast
      Optimismus allein nützt nichts' (23.10.03)

      'Waldsterben virulent' (29.08.03)

      'Künast zum Haartest?' (15.07.03)

 

neuronales Netzwerk