2.04.2009

Straßenbäume in Deutschland
klammheimlich dezimiert

Die Umwelt-Organisation BUND hat in Berlin bei einer Bezirksumfrage einen fortschreitenden Schwund an Straßenbäumen festgestellt. Zwischen 2005 und 2007 wurden in den Bezirken fast 15.000 Bäume gefällt, aber noch nicht einmal 8.800 nachgepflanzt - ein Verlust von über 6.000 Bäumen. Linden, Ahorne, Eichen, Platanen und Kastanien. Alle drei Stunden ein Baum weniger. Die Verwaltung des "rot-roten" Berliner Senats behauptet dagegen, daß der Straßenbaumbestand steige und mit über 420.000 Bäumen so hoch sei wie noch nie.

Tatsächlich gibt es 424.590 Straßenbäume in der Stadt. Aber ebenfalls Tatsache ist, daß in allen Berliner Bezirken außer in Mitte und Friedrichshain-Kreuzberg im Zeitraum 2005 bis 2007 mehr Bäume gefällt als gepflanzt wurden. Die Zahlen sind laut BUND alarmierend. So wurden in Steglitz-Zehlendorf 1.650 Baumfällungen und nur 411 Nachpflanzungen vorgenommen, Reinickendorf hat über 1.713 Bäumfällungen und nur 863 Nachgepflanzungen zu verzeichnen, Pankow hat 2.771 Bäume verloren und gerade mal 1.269 neue wurden hier gesetzt und in Spandau wurden zwar nur 630 gefällt, aber auch nur 65 neu gepflanzt - ein Ersatz von knapp über 10 Prozent.

Laut BUND ist die Ursache für den "Straßenbaum-Schwund" eine "rigide Sparpolitik oft kombiniert mit Gleichgültigkeit oder Hilflosigkeit". So fehlen in vielen Bezirken Haushaltsmittel für Baumnachpflanzung und kontinuierliche fachliche Baumpflege. Schon heute ist in den Bezirken ein Defizit von über zehn Millionen Euro für Pflege und Nachpflanzungen festzustellen. Im Berliner Bezirk Spandau fehlen laut Bezirksamt 2,7 Millionen Euro, in Charlottenburg-Wilmersdorf fehlen 1,8 Millionen Euro, in Pankow 1,6 Millionen.

Eine Umfrage ergab, daß es in Berlin an Berlins Straßen bereits heute schon über 21.000 leere Baumscheiben gibt, Stellen, wo früher mal Bäume gestanden haben. "Wer über 40 Millionen für Anschlüsse an den Autobahnabschnitt A 100 ausgeben kann, sollte lieber die Mittel für sinnvollere Aufgaben ausgeben. Bäume nutzen allen Berlinern, sie sind Staubfänger, spenden Schatten und tragen zu einem guten Mikroklima in der Stadt bei, ganz abgesehen davon, daß sie zur Steigerung der Lebensqualität in der Stadt enorm beitragen. Das Problem ist, daß den Grünflächenämtern immer weniger Geld und Personal zur Verfügung stehen," sagt Anke Willharms vom BUND Berlin.

Eine von vielen Linden...

Auch in Baden-Württemberg werden Jahr für Jahr mehr Straßenbäume gefällt als nachgepflanzt. Die von den zuständigen Straßenbauämtern genannten Begründungen sind austauschbar: Während im einen Jahr nachweislich gesunde Bäume wegen angeblich unsicherer Standfestigkeit gefällt wurden, wird im anderen auf Unfälle an Straßenbäumen verwiesen und das Argument der Verkehrssicherheit bemüht. Bürgerinitiativen fühlen sich machtlos und lösen sich angesichts der eigegen Erfolglosigkeit auf.

 

REGENBOGEN NACHRICHTEN

 

Anmerkungen

Siehe auch unsere Artikel:

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      Elende Zustände in Baden-Württemberg (18.11.08)

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      Mainstream-Medien leugnen weiterin Hauptverursacher (19.03.08)

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      Dresden: UmweltschützerInnen verhindern Baumfällung
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      Wald-AIDS im Jahr 2006
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      "Waldschadensberichte" canceln (14.07.06)

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      Der Waldzustandsbericht und die Ursachen (22.01.06)

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      "Rot-Grün" schaut zu (18.03.05)

      'Wald-AIDS so schlimm wie nie zuvor' (8.12.04)

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