400-Millionen-Euro-Liquiditätsloch motiviert zur Eile
Die Krise um die in Schieflage geratene Landesbank verschärft sich. Ein weiteres Liquiditätsloch in der Größe von rund 400 Millionen Euro wurde bei der Prüfung der Bücher entdeckt, nachdem bereits am 18. August (siehe unseren Artikel) zu Tage gekommen war, daß Geschäfte mit zweitklassigen Immobilien-Krediten ein Loch in Größe von 500 Millionen Euro gerissen hatten. Sowohl die Deka Bank als auch weitere Landesbanken und der Sparkassen-Pool hatten am 17. August mit einem Kreditrahmen von 17,3 Milliarden Euro aushelfen müssen, um die Liquidität der öffentlich-rechtlichen Bank zu sichern.
Laut einem Bericht der Tageszeitung 'Die Welt' drängt nun die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) auf eine schnelle Lösung. Als Alternativen wurden entweder die Schließung der SachsenLB oder deren Übernahme durch eine andere Bank genannt. Ein Sprecher der SachsenLB wollte sich heute auf Anfrage zu den Meldungen nicht äußern. Die Bafin hingegen trat der Spekulation entgegen, daß die SachsenLB eventuell geschlossen werden muß. "Wir dementieren, daß die Schließung der Bank als Alternative zur Debatte steht", sagte eine BaFin-Sprecherin in einer öffentlichen Stellungnahme. Nach Angaben der Sprecherin übe die Bafin keinerlei Druck aus.
Nach weiteren Informationen der 'Welt' sei eine Vorentscheidung zu Gunsten der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) gefallen. In Dresden werde bereits mit den Stuttgartern über die Konditionen eines Zusammengehens verhandelt. Es soll aber auch noch Gespräche mit der NordLB geben. Endgültig werde bei einem Eigentümertreffen am Sonntagabend über die Zukunft der Bank entschieden.
Vorgesehen ist offenbar, daß der neue Eigentümer die Lücke in Höhe von nunmehr insgesamt 900 Millionen Euro sofort schließt und sich gleichzeitig verpflichtet, in den kommenden 10 bis 24 Monaten das Institut zu übernehmen. Über die Höhe des Preises will man sich erst später verständigen. Das Land Sachsen, das finanzielle Garantien für mögliche Verluste der Landesbank übernommen hat, bleibt auch nach einer Übernahme durch eine andere Bank bis zum Jahr 2015 in der finanziellen Verantwortung für Ausfälle infolge der US-Hypothekenkrise. An der SachsenLB hält die Sachsen Finanzgruppe der Sparkassen 63 Prozent, der Freistaat Sachsen 37 Prozent.
Die Eigentümer der LBBW sind offen für einen Einstieg bei den Sachsen: "Wir stehen bereit, sofern sichergestellt ist, daß wir dadurch nicht bis über beide Ohren in Risiken versinken", sagte Peter Schneider, Präsident des Sparkassenverbandes Baden-Württemberg. Als größte Landesbank trage das Stuttgarter Institut Verantwortung für die Stabilität des öffentlich-rechtlichen Bankensektors.
REGENBOGEN NACHRICHTEN
Anmerkungen
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