Skandalöse Zustände
in spanischen Atomkraftwerken
Das spanische Atomkraftwerk Vandellòs II nahe Tarragona (Katalonien) mußte nach einem Brand abgeschaltet werden. Betroffen war laut Betreiber-Angaben einer der Generatoren und somit der nichtradioaktive Teil der Anlage.
Der in Spanien zuständige Nationale Atomare Sicherheitsrat teilte mit, bei dem Vorfall im AKW Vandellòs II habe es keine Verletzten und keine Freisetzung von Radioaktivität gegeben. Das Feuer, das am Sonntag ausbrach, sei innerhalb von zweieinhalb Stunden von der Betriebsfeuerwehr gelöscht worden. Der Feuerwehr der katalanischen Regionalregierung wurde während des Brands der Zutritt zum Werksgelände zeitweise verweigert. Offenbar gab es auch in diesem Fall vorschriftswidrige Verzögerungen bei der Information der Öffentlichkeit. Wann der Reaktor wieder in Betrieb gehen wird, ist derzeit unklar. Das AKW Vandellòs II gehört den Konzernen Iberdrola und Endesa, Betreiber ist Endesa.
Nach Angaben von Greenpeace war das Feuer ausgebrochen, weil ausgetretener Wasserstoff durch Kontakt mit dem Sauerstoff der Luft zu einer Knallgas-Reaktion geführt hatte. Bereits 1989 hatte es im AKW Vandellòs gebrannt. Beim bislang schwersten Störfall in einem spanischen AKW, griff ein Feuer im Turbinenhaus von Vandellòs I auf den Rest der Anlage über. Block I des Atomkraftwerks mußte danach stillgelegt werden. Vandellòs II wurde 1980 gebaut und hat gegenwärtig eine bis 2010 befristete Betriebsgenehmigung.
Weiter hieß es, daß ein Team von Ermittlungsbeamten zum AKW Vandellòs II entsendet wurde, um den Vorfall zu untersuchen. Zudem sei ein außerordentliches Treffen der spanischen Atomkraftwerks-Chefs einberufen worden.
Mittlerweile gab es auch einen Zwischenfall in dem Atomkraftwerk Santa Maria de Garoña nahe der nordspanischen Stadt Burgos. Der Reaktor schaltete sich automatisch ab, während Instandhaltungsarbeiten von Elektroleitungen außerhalb des Werks vorgenommen wurden.
Spanische UmweltschützerInnen von Greenpeace, Ecologistas en Acción und anderen Gruppen fordern, Endesa die Betriebserlaubnis für Atomkraftwerke zu entziehen. Sie beziehen sich unter anderem auf die skandalösen Vorgange im ebenfalls von Endesa betriebenen AKW Ascó. Beschäftigte kippten im November 2007 radioaktiven Abfall ins Kühlbecken. Durch ein Lüftungssystem gelangte Radioaktivität auch ins Freie. Die Verantwortlichen manipulierten Meßgeräte und betrieben das AKW weiter. Nicht einmal Besuchergruppen wurde abgesagt. Greenpeace machte den Vorfall nach vertraulichen Hinweisen fünf Monate später öffentlich. Inzwischen schlägt die Atomaufsicht eine Strafe von 22,5 Millionen Euro für Endesa vor. Entschieden wird darüber letztlich jedoch im Industrie-Ministerium.
In Spanien werden derzeit sechs Atomkraftwerke mit insgesamt acht Reaktoren betrieben, die "sozialistische" Regierung des neoliberalen Ministerpräsidenten Zapatero gewährleistet den Weiterbetrieb der Atomkraftwerke. Sie decken etwa ein Viertel des spanischen Energiebedarfs.
REGENBOGEN NACHRICHTEN
Anmerkungen
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