28.08.2007

Britische Barclays-Bank
im Sog der SachsenLB?

Keine Bank traut der anderen

Das renommierte Wirtschaftsblatt 'Financial Times' berichtete heute (Dienstag) unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen, daß sich bei Barclays Capital, einer Investment-Tochter der britischen Investmentbank Barclays, mehrere hundert Millionen US-Dollar an ausgefallenen Schuldenpapieren angehäuft hätten. Ein hochrangiger Manager von Barclays Capital, dessen Abteilung in Geschäfte mit den in die Kritik geratenen Instrumenten involviert war, hatte laut 'Financial Times' vergangene Woche seinen Rücktritt eingereicht.

Die Aktie des britischen Kredithauses gab um mehr als drei Prozent nach. Barclays dementierte sofort ein umfangreiches finanzielles Gefahrenpotenzial aus vier strukturierten Investmentvehikeln, die in den vergangenen 20 Monaten für Kunden eingerichtet worden waren.. Nach dem Dementi machte die Aktie der Bank einen Teil ihrer anfänglichen Kursverluste wieder wett und notierte 1,3 Prozent tiefer.

Zugleich trat Barclays Capital einem Bericht der britischen 'Times' vom Montag entgegen, laut dem das Institut einen Fonds finanziert habe, der die Schieflage der mittlerweile an die LBBW verkauften SachsenLB ausgelöst hatte. Die Investmentbank habe den komplexen Fonds "Sachsen Funding 1" lediglich vermarktet, erklärte das Institut.

In New York bleibt der Dow Jones auf Talfahrt. Der DAX sank auf 7.430 Punkte. Anleger befürchten derzeit, daß das wahre Ausmaß der Krise noch nicht erkennbar ist. Jüngstes Opfer war die Baumarktkette Home Depot, die beim Verkauf ihrer Baumaterial-Großhandelssparte Milliarden-Abschläge hinnehmen mußte. Deutlich wird hierbei, welche Probleme sich derzeit aus der bis vor kurzem so beliebten Finanzierung von Akquisitionen auf Pump ergeben. Zur Zeit hängen Deals in der Luft, für die Banken in den USA rund 300 bis 400 Milliarden Dollar Kredite zugesagt hatten.

Während noch im Juli kein Mangel an Liquidität herrschte, ist der Kredit-Markt trotz der Milliarden-Interventionen der Notenbanken wie leergefegt. Selbst untereinander verhalten sich die Banken bei der Kredit-Vergabe äußerst rigide. Sie sitzen auf mehreren 100 Milliarden Kreditpaketen und Derivaten fest, deren Marktwert niemand kennt und die daher auf absehbare Zeit unverkäuflich sind. Niemand kann vorhersehen, welche Papiere wegen fauler Kredite drastisch an Wert verlieren werden. Allein das Volumen der verbrieften Subprime-Kredite wird von ExpertInnen auf 50 bis 250 Milliarden US-Dollar geschätzt.

Doch nicht nur der de facto auf Null gesunkene Wert solcher Papiere droht eine nennenswerte Zahl von Banken in die Pleite zu reißen. Ebensolches Ungemach droht einer Bank mit dem Zusammenbruch von Hedge Fonds und Private Equity Fonds, wenn sie auf den Krediten sitzen bleibt, die sie solchen Hoch-Risiko-Gesellschaften gewährte. Keine Bank traut der anderen. Jede Bank hofft nach dem "Sankt-Florians-Prinzip", daß eine andere Bank als nächste pleite geht.

 

REGENBOGEN NACHRICHTEN

 

Anmerkungen

Siehe auch unsere Artikel:

      Fed pumpt und pumpt
      Dow Jones und DAX dennoch abwärts
      Das "R-Wort" kursiert (27.08.07)

      Noch ein Liquiditätsloch bei der SachsenLB
      400-Millionen-Euro-Liquiditätsloch motiviert zur Eile (24.08.07)

      Fed pumpt weitere 17 Milliarden US-Dollar
      Bank of America investiert 2 Milliarden US-Dollar
      in Countrywide Financial (23.08.07)

      EZB: "Erhöhe um 40"
      Neue Runde im Milliarden-Poker (22.08.07)

      WestLB schlägt Alarm wegen Banken-Krise
      ZEW-Konjunkturindex weist auf Rezession (21.08.07)

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      Die Zinssenkung der Fed ist verpufft (20.08.07)

      Zweite deutsche Bank im Sog der Krise
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