26.09.2012

Greenpeace: Gorleben als Endlager
genügt nicht einmal
behördlichen Sicherheitsstandards

Atommüll - wohin damit?
Gorleben schneidet als mögliches Endlager für hochradioaktiven Müll im Vergleich zu anderen Salzstöcken mit "kaum untersuchungswürdig" ab. Zu diesem Ergebnis kommt eine Greenpeace-Studie, welche die behördlichen Auswahlkriterien für ein atomares Endlager erstmals auf den Salzstock Gorleben anwendet.

Die noch heute gültigen behördlichen Auswahlkriterien der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Bergbau (BGR) wurden im Jahr 1995 entwickelt und waren der damaligen Bundes-Atomministerin Angela Merkel unter Bundeskanzler Helmut Kohl bekannt. Dennoch trieb sie die Erkundung des Salzstocks Gorleben weiter voran und behauptete selbst nach Vorlage eines Gutachtens im Jahr 1995, das andere potentielle Endlager-Standorte aufzeigte und Gorleben nicht enthielt: "Das Wichtigste aus diesem Gutachten ist, daß es keinen Standort in der Bundesrepublik gibt, der besser geeignet ist als der derzeitige Standort Gorleben." (Original-Ton im SWR-Interview).

"Merkel hätte Gorleben schon damals stoppen und andere Standorte erkunden müssen," sagt Mathias Edler, Atomexperte von Greenpeace. "Doch der Bundesregierung war ein Weiterbetrieb der Atommeiler offenbar wichtiger als die Sicherheit des Endlagers. Das Aus für Gorleben hätte zwangsläufig zur Abschaltung von Reaktoren geführt."

In der sogenannten Salzstudie der BGR des Jahres 1995 wurden 41 Salzformationen begutachtet. Anhand der Auswahlkriterien wurden vier untersuchungswürdige Endlagerstandorte ermittelt: Waddekath (Grenze Sachsen-Anhalt / Niedersachsen), Wahn und Zwischenahn (beide Niedersachsen) und Gülze-Sumte (Grenze Mecklenburg / Niedersachsen). Der Salzstock Gorleben wurde in die Studie nicht mit einbezogen, obwohl die Bundesregierung seit 1977 nur diesen einen Standort auf seine Eignung als Endlager für hochradioaktive Abfälle erkunden ließ.

Ein intaktes Deckgebirge über dem wasserlöslichen Salz war ein zwingendes Auswahlkriterium in der BGR-Studie. Seit Abschluß der obertägigen Erkundung im Jahr 1981 war bekannt, daß dieses dem Salzstock Gorleben fehlt. "Mit diesem Mangel wäre Gorleben nicht einmal annähernd in die Spitzengruppe der vier favorisierten Standorte gelangt," erklärt Edler. Das Deckgebirge schützt das Salzgestein vor Auflösung durch eindringendes Wasser und ist deshalb ein unverzichtbares Kriterium für die Sicherheit eines tiefengeologischen Atommülllagers in Salzgestein. Zudem stellt es eine weitere Barriere für eventuell austretende Radionuklide dar. Ein Endlager muß den hochradioaktiven Atommüll für mindestens eine Million Jahre sicher einschließen.

Im Jahr 2000 entschied die damalige rot-grüne Bundesregierung, Atommüll-Zwischenlager an den AKW-Standorten zu bauen. Davor galt Gorleben allein als sogenannter Entsorgungsvorsorgenachweis für die Atomkraftwerksbetreiber. Ein solcher war atomrechtlich für den AKW-Betrieb unbedingt nötig. Edler: "Ein Wegfall von Gorleben hätte den Weiterbetrieb der Atomkraftwerke juristisch hochgradig angreifbar gemacht." Zudem konnte mit dem Bau von Zwischenlagern an den Atomkraftwerken der Druck der damals zahlreichen CASTOR-Blockaden der Anti-Atom-Bewegung neutralisiert werden.

 

REGENBOGEN NACHRICHTEN

 

Anmerkungen

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      Strahlen-Skandal in Gorleben
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      um das "Versuchs-Endlager" Asse II (25.11.10)

      Parteitag der Pseudo-Grünen
      Gorleben als Verhandlungsmasse (21.11.10)

      Neue wissenschaftliche Studie:
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      Akten über Explosion im Jahr 1969
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      Weiterer Erfolg des Gorleben-Widerstands:
      Verwaltungsgericht Lüneburg stoppt Datensammlung (4.09.10)

      CASTOR-GegnerInnen siegen
      vor Bundesverfassungsgericht (26.08.10)

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      die Sicherheits-Standards (3.06.09)

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      in den Inventar-Listen (7.05.09)

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