30.08.2007

Kredit-Krise trifft
halbstaatlichen
US-Immobilien-Konzern

Kabelnetz-Betreiber in Deutschland betroffen

Die Kredit-Krise hat nun auch beim halbstaatlichen US-Immobilien-Konzern 'Freddie Mac' zugeschlagen. Der zweitgrößte US-amerikanische Aufkäufer von Immobilien-Darlehen hat im zweiten Quartal nur noch halb so viel verdient wie im Vorjahr. Dabei decken die aktuell veröffentlichten Zahlen nur den Zeitraum bis zum 30. Juni ab.

'Freddie Mac' ist der Hauptkonkurrent von Marktführer 'Fannie Mae' im Geschäft mit Hypothekenkrediten. Der Gewinn der Firma brach im Frühjahr auf 764 Millionen US-Dollar ein. Im zweiten Quartal 2006 hatte 'Freddie Mac' noch 1,4 Milliarden US-Dollar erwirtschaftet. Dies gab die in McLean (Virginia) ansässige Gesellschaft heute (Donnerstag) bekannt. Um sich vor weiteren Risiken zu schützen, bildete 'Freddie Mac' angeblich neue Rücklagen in Höhe von 320 Millionen US-Dollar.

Der US-Kongress hatte 'Freddie Mac' und 'Fannie Mae' einst gegründet, um den Hypothekenmarkt zu unterstützen. Beide Unternehmen verfügen über staatliche Kreditgarantien. Ihr Geschäft besteht darin, von Banken und Hypothekenfirmen Hauskredite aufzukaufen. Diese halten sie in eigenem Besitz oder wandeln sie in Wertpapiere um, die sie an Investoren wie beispielsweise Hedge Fonds weiterzureichen. Bislang mußten in den USA Dutzende von Hypothekenfirmen Insolvenzverfahren eingeleiten.

Auch in Deutschland greift die Kredit-Krise weiter um sich: Der Netzbetreiber Kabel BW, der im Südwesten der Republik mehr als zwei Millionen Haushalte mit Kabelfernsehen versorgt, ist laut seinem Jahresabschluß 2006 bilanziell überschuldet. Das Unternehmen wies Ende 2006 ein negatives Eigenkapital von 90 Millionen Euro aus, nach eigenen Angaben aufgrund der bilanziellen Unterbewertung des Vermögens.

Kabel BW, das vom Energie-Konzern EnBW an den Finanzinvestor EQT verkauft worden war, behauptet, das Eigenkapitaldefizit sei gewollt. Ein Sprecher von EQT betonte: "Was wir bei Kabel BW machen, ist branchenübliches Vorgehen. Wir stellen sicher, daß nicht unnötig viel Eigenkapital im Unternehmen gebunden ist." Tatsächlich hat EQT 132,8 Millionen Euro aus Kabel BW abgezogen, um eigene Verbindlichkeiten zu decken. Dieses "übliche Vorgehen" wirft ein Schlaglicht auf die Branche. Denn nicht nur Kabel BW, sondern alle großen Kabelnetzbetreiber in Deutschland sind in der Hand von Finanzinvestoren. Und alle haben wegen massiven Schulden mit der Kredit-Krise zu kämpfen.

Kabel Deutschland (KDG) beispielsweise wies im Jahresbericht für das im März zu Ende gegangene Geschäftsjahr 2006/2007 nicht nur rund 1,9 Milliarden Euro Finanzschulden aus, sondern auch ein Eigenkapitaldefizit von 896,36 Millionen Euro. Dieses war damit rund zehn Prozent höher als zum 31. März 2006 und knapp 19 Prozent höher als zum gleichen Datum im Jahr davor. Gleichzeitig sank der Gewinn aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit aufgrund höherer Kosten bei gleichzeitig nur schwach gestiegenen Umsätzen um knapp 50 Prozent.

Die angespannte finanzielle Situation macht sich auch am Rentenmarkt bemerkbar, an dem sich Kabel Deutschland und Unity Media mittels der Ausgabe von Hochzinsanleihen engagiert haben. Die Kreditausfallversicherungen (CDS) beider Unternehmen gehörten in den vergangenen fünf Tagen an den internationalen Märkten zu den am wenigsten gefragten Produkten. Der Spread der Unity-Media-CDS weitete sich um 30,2 Basispunkte aus, bei Kabel Deutschland waren es 36,2 Basispunkte. Allein am Mittwoch stiegen die Spreads von Kabel Deutschland um 14,6 Basispunkte.

 

REGENBOGEN NACHRICHTEN

 

Anmerkungen

1 Siehe auch unsere Artikel:

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