6.09.2007

Banken-Krise:

Der europäischen Industrie brechen Aufträge weg

Die europäische - und insbesondere die deutsche - Industrie hat im Juli den stärksten Auftragsrückgang seit dem Anschluß der DDR hinnehmen müssen. Als Grund für den unerwarteten Einbruch führte das Bundeswirtschaftsministerium einen Rückgang von Großaufträgen an. Doch der wahre Grund ist die Zurückhaltung der Banken bei der Kreditvergabe und der Anstieg des Wechselkurses des Euro gegenüber dem US-Dollar.

Die Auftragseingänge sanken im Vergleich zum Vorjahresmonat um 7,1 Prozent, teilte das Bundeswirtschaftsministerium heute (Donnerstag) mit. Das Ministerium verwies darauf, daß nach wie vor "viel bestellt" werde. Ausschlaggebend dafür sei die weiterhin starke Auslands-Nachfrage bei einem "leichten Wachstum im Inland". Die Aussichten für eine fortgesetzt aufwärts gerichtete Produktionsentwicklung blieben damit auch vor dem Hintergrund der Banken-Krise gut, schlußfolgerte das Ministerium. Die Mehrheit der neoliberalen WirtschaftswissenschaftlerInnen zeigt sich weiterhin optimistisch.

Bei international agierenden Banken hat sich mittlerweile ein Kredit-Stau von schätzungsweise über 300 Milliarden US-Dollar gebildet. Es handelt sich dabei um Kredite, die nicht wie bislang üblich in Form von Schuldverschreibungen an Investoren weitergereicht werden konnten. Der größte Kredit-Stau hat sich bei der US-Investmentbank JP Morgan mit 65 Milliarden US-Dollar angesammelt. Es folgen die Deutsche Bank mit 32 Milliarden und die Citigroup mit 25 Milliarden US-Dollar. Als Folge hiervon sind aktuell Firmen-Übernahmen in Milliardenhöhe - wie die beim US-Energieversorger TXU oder dem Kreditkartenabwickler First Data - gefährdet.

Signalwirkung geht von der First-Data-Übernahme durch Kohlberg Kravis Roberts & Co (KKR) aus. Bis Ende September muß die Transaktion abgeschlossen sein. Bis jetzt ist es den Banken nicht gelungen, die dafür vorgesehenen 24 Milliarden US-Dollar Kredite weiterzureichen. Laut 'Wall Street Journal' versuchen die Banken gerade, die Konditionen mit KKR nachzuverhandeln. Ein Platzen des Geschäfts wird nicht mehr ausgeschlossen. Der Deal ist aberwitzig. KKR kauft ein Unternehmen, das sieben Milliarden US-Dollar Umsatz und 1,45 Milliarden US-Dollar Ertrag vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen erzielt, für 29 Milliarden US-Dollar. Davon sind auch noch 24 Milliarden kreditfinanziert. Dies markiert deutlich den Peak jenes Booms, der dank überschießender Liquidität - hauptsächlich verursacht durch die Geldpolitik der US-Notenbank - erst möglich war.

 

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Anmerkungen

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