Die US-Bank Morgan Stanley schrieb nach eigenen Aussagen im vierten Quartal hohe Verluste. Die Subprime- Krise habe ihr Abschreibungen von 9,4 Milliarden US-Dollar beschert, teilte sie gestern (Mittwoch) in New York mit. Damit liegen die Wertberichtigungen um 5,7 Milliarden US-Dollar - 154 Prozent - höher als im vergangenen Monat angekündigt. Morgan Stanley weist für das Quartal per Ende November einen Nettoverlust von 3,59 Milliarden US-Dollar aus. Im Vorjahreszeitraum hatte die Bank einen Gewinn von 1,98 Milliarden US-Dollar erzielt.
Ausschlaggebend für die Abschreibungen sind hypothekenbesicherte Papiere, die seit dem Platzen der US-Immobilien-Blase im Juli drastisch an Wert verloren haben. Der Markt für diese Papiere ist völlig zusammengebrochen, so daß kein konkreter Wert ermittelt werden kann. Obwohl es durchaus möglich ist, daß deren Wert letztlich auf Null sinkt, stehen in der Bilanz von Morgan Stanley weiterhin derartige Papiere mit einem Volumen von mindestens 1,8 Milliarden US-Dollar. Die Bank hält daher selbst durchaus noch höhere Abschreibungen für möglich. Michael Hecht, Analyst der ebenfalls schwer angeschlagenen Bank of America, meint in Hinblick auf die Kredite im Bereich kommerzieller Immobilien (CMBS) und anderer Anlagen, die von Morgan Stanley nur mit 1,2 Milliarden US-Dollar abgeschrieben worden seien: "Morgan Stanley kratzt nur an der Oberfläche."
Für den Moment gerettet hat Morgan Stanley eine Kapitalspritze von fünf Milliarden US-Dollar vom chinesischen Staatsfonds CIC. Ähnlich wie kürzlich bei der Schweizer UBS wird der Fonds dafür Anteile am Stammkapital, die rund 10 Prozent des Börsenwerts entsprechen, erhalten. Bis zum 17. August 2010 wird Morgan Stanley das Kapital zu einem festen Satz von neun Prozent verzinsen und es dann in gewöhnliche Aktien umgewandelen. Der chinesische Fonds soll - zumindest für die Ohren der US-amerikanischen AnlegerInnen - keinen Einfluß auf das Management der Bank bekommen.
Stanley Morgan ist damit im Verein mit Citigroup, UBS und Bear Stearns die vierte internationale Investmentbank, in der Staatsfonds aus China, Singapur und einem der Golf-Emirate nun mit am Tisch sitzen. Es widerspricht allen Erfahrungen, daß sich solche Anleger ohne weiteres hinausdrängen oder sich abwimmeln ließen, wenn etwas nicht nach ihren Vorstellungen läuft. Hinzukommt, daß die staatliche chinesische CIC erst kürzlich mit ihrem 3-Milliarden-Engagement bei Blackstone Schiffbruch erlitten hat und alles daran setzen wird, einen ähnlich image-schädlichen Deal zukünftig zu vermeiden. Bei der britischen Bank Barclays hat eine Beteiligung der China Development Bank immerhin den sichtbaren Einfluß einer Vertretung im Vorstand mit sich gebracht.
Der CIC muß allerdings darauf hoffen, daß Morgan Stanley den Tiefpunkt der Banken-Krise bereits hinter sich hat...
Ebenfalls schwer von der Banken-Krise gebeutelt wurde die fünftgrößte Investmentbank der USA Bear Stearns: Erstmals in ihrer 84-jährigen Geschichte muß sie einen Quartalsverlust ausweisen. Und auch sie muß eine helfende Hand aus China ergreifen. Im Oktober bereits investierte der chinesische Staatsfonds Citic eine Milliarde US-Dollar.
Nach Milliardenabschreibungen rutscht Bear Stearns im vierten Quartal mit 854 Millionen US-Dollar tief in die roten Zahlen. An Abschreibungen weist die Bank nunmehr 1,9 Milliarden US-Dollar aus. "Wir sind offenkundig bestürzt", gestand der 73-jährige Bankchef James Cayne heute (Donnerstag) in New York.
Ein solch großes Minus hatte die Mehrzahl der ExpertInnen nicht erwartet. Um fast 90 Prozent bricht damit der Gewinn in dem am 30. November beendeten Geschäftsjahr auf 233 Millionen US-Dollar ein. Nach wie vor wird die Hoffnung geäußert, mit den nun vorgenommenen Abschreibungen seinen alle Belastungen verdaut und im nächsten Jahr gehe es wieder aufwärts.
Das Bear-Stearns-Management von bekommt nach diesem Mißerfolg ebenso wie beim Konkurrenten Morgan Stanley in diesem Jahr keine Bonuszahlungen. Bear Stearns war laut Gerüchten relativ stark im Subprime-Markt engagiert. Gleich bei Beginn der Banken-Krise mußten zwei Hedge-Fonds der Bank spektakulär geschlossen werden.
Die britische Bank Barclays hat Bear Stearns verklagt, weil sie über die Situation eines Fonds getäuscht worden sei. Barclays wirft Bear Stearns vor, einem Hedgefonds kurz vor dessen Kollaps problembeladene Wertpapiere über 500 Millionen US-Dollar aufgebürdet zu haben. Barclays reichte gestern eine entsprechende Klage bei einem Bezirksgericht in Manhattan ein. Bear Stearns wies die Anschuldigungen zurück und bezeichnete die Klage als Versuch, die eigene Verantwortung abzuwälzen.
Die mit Abstand führende Investmentbank Goldman Sachs zeigt sich bislang von der Banken-Krise unbeeindruckt und legte Rekordergebnisse vor.
REGENBOGEN NACHRICHTEN
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