19.09.2007

Morgan Stanley
von Banken-Krise schwer getroffen

Abschreibung von einer Milliarde US-Dollar im dritten Quartal

Die zweitgrößte US-Investmentbank Morgan Stanley hat heute (Mitwoch) ihre Quartalszahlen veröffentlicht. Daraus geht hervor, daß die Bank weitaus stärker von der Banken-Krise betroffen ist, als von Analysten erwartet wurde. Eine Abschreibung von fast einer Milliarde US-Dollar verhagelte den Bankern die Bilanz. Die Aktie rutschte deutlich ab und fiel über 2,5 Prozent. Der kleinere Konkurrent Lehman Brothers, die viertgrößte US-Bank, hatte am Vortag mit überraschend guten Zahlen aufgewartet. Die Bank verbuchte trotz hoher Bewertungsverluste durch Abschreibungen auf Krediten für Private-Equity-Übernahmen (Leveraged Loans) einen Quartalsgewinn von 887 Millionen US-Dollar, was rund drei Prozent weniger war als vor einem Jahr. Noch vor zwei Tagen (17.09.) wurde spekuliert, ob die noch für diese Woche anstehende Veröffentlichung der Quartalszahlen der US-Investmentbanken Goldman Sachs, Bear Stearns, Lehman Brothers und Morgan Stanley für eine Verschärfung der Banken-Krise sorgen würde.1

Morgan Stanley hat im dritten Quartal bei höheren Erträgen weniger verdient als ein Jahr zuvor. Der Gewinn ist von 1,59 Milliarden US-Dollar im Vorjahr um über sieben Prozent auf 1,47 Milliarden US-Dollar (1,06 Mrd. Euro) gefallen. Der Gewinn je Aktie (EPS) sank von 1,50 US-Dollar auf 1,38 Dollar. Die Erträge seien dagegen um 13 Prozent auf acht Milliarden Dollar angewachsen, teilte die Bank heute in New York mit. Bankchef John Mack machte vor allem die "schweren Verwerfungen am Markt" für den Gewinnrückgang verantwortlich. Allein 940 Millionen Dollar Verlust ergaben sich aus Bewertungsverlusten von Krediten in den Büchern der Bank, deren Marktwert allerdings mangels Verkäuflichkeit schwindelfrei geschätzt wurde. Morgan Stanley erhöhte den Gewinn aus dem laufenden Geschäft in den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres um 41 Prozent auf einen Rekordstand von 6,2 Milliarden Dollar oder 5,79 US-Dollar je Aktie.

Als derzeit größtes Risiko für die großen Investmentbanken, darunter auch die Deutsche Bank, werden von Insidern jene Leveraged Loans genannt. Infolge der Kreditkrise können die Banken die Milliardenvolumina derzeit kaum oder nur mit hohen Abschlägen von 5 Prozent weiterreichen. Lehman hatte im Mai noch 44 Milliarden US-Dollar an Zusagen für solche Kredite ausstehen. Auch der Deutschen Bank, die ihre Zusagen für Leveraged Loans zuletzt mit 29 Milliarden Euro beziffert hatte, drohen Abschreibungen in Milliardenhöhe. Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann hatte die Konkurrenten witziger Weise aufgefordert, alle Positionen mit Marktwert anzusetzen - dies würde helfen, das Vertrauen an den Finanzmärkten wiederherzustellen.

Mehrere Banken hatten bereits in den letzten Tagen vor Ergebnisausfällen gewarnt. Dazu zählen die Bank of America, die Schweizer Großbank UBS und die Investmentbank Merrill Lynch. Besonders schwer von der Banken-Krise getroffen wurde Bear Stearns. Der Ruf des Broker von Bear Stearns als "erfahrene Risikomanager" ist dahin, nachdem zwei Hedge-Fonds der Bank im Juli nach Verlusten von rund 1,5 Milliarden US-Dollar Insolvenz anmelden mußten.

 

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Anmerkungen

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