15.10.2007

Banken-Krise reißt Milliarden-Loch
in die Bilanz
der größten US-Bank Citigroup

Gewinneinbruch um 57 Prozent

Citigroup Inc., größte US-Bank und zugleich weltgrößter Finanzdienstleister, mußte heute (Montag) für das dritte Quartal einen dramatischen Gewinneinbruch um 57 Prozent gegenüber dem Vorjahr gemeldet. Die Turbulenzen auf den Hypotheken- und Kreditmärkten haben das Geschäft des New Yorker Bankhauses in den zurückliegenden drei Monaten erheblich belastet. Noch für diese Woche werden die Zahlen der Bank of America und der Großbank JP Morgan Chase erwartet.

Der Gewinneinbruch bei Citigroup kam nicht überraschend (siehe unseren Artikel vom 2. Oktober). Die Abschreibungen und Verluste im Hypotheken- und Kreditgeschäft sind allerdings laut den nun vorliegenden Zahlen höher als bisher geschätzt. Citigroup kündigte heute außerdem an, Aktienrückkäufe vorerst auszusetzen. Damit wird erstmals bestätigt, was bislang geleugnet wurde: Die starken Schwankungen der Aktien-Kurse hatten ihre Ursache nicht selten in verdeckten Stützungskäufen. Nach der heutigen Ankündigung der Citigroup verlor der Aktienkurs des Unternehmens im Handelsverlauf mehr als 2 Prozent an Wert und notierte um 46,75 US-Dollar.

Der Grund für die angekündigte Zurückhaltung bei Aktienrückkäufen ist in der durch die milliardenschweren Abschreibungen ausgedünnten Kapitaldecke der Citigroup zu suchen. Citigroup-Finanzchef Gary Crittenden gab den auch unumwunden zu, daß die Rückkäufe erst wieder aufgenommen würden, wenn sich die Kernkapitalquote erholt habe.

Im Gesamtkonzern meldete die Citigroup nun einen Rückgang beim Nettogewinn um 57 Prozent auf 2,38 Milliarden US-Dollar (3. Quartal 2006: 5,5 Milliarden). Die Einnahmen stiegen um 6 Prozent auf 22,7 Milliarden US-Dollar. Dabei konnte Citigroup mit einem Gewinn von 729 Millionen US-Dollar vor Steuern aus dem Verkauf von Anteilen an der brasilianischen Kreditkartenfirma Redecard sogar einen positiven Sondereffekt verbuchen.

Derweil stiegen die Ausgaben im betrieblichen Geschäft um 22 Prozent auf 14,6 Milliarden US-Dollar. Die Citigroup meldete für das dritte Quartal allein bei Übernahmekrediten Abschreibungen von 1,4 Milliarden Dollar. Für Wertberichtigungen im Geschäft mit zweitklassigen Hypotheken (subprime) verbuchte die Bank einen Verlust von 1,6 Milliarden US-Dollar. Anfang des Monats hatte Citigroup hier noch von rund 1,3 Milliarden US-Dollar gesprochen. Die gesamten Kreditkosten im dritten Quartal beliefenb sich auf 4,83 Milliarden US-Dollar gegenüber 1,84 Milliarden US-Dollar im entsprechenden Vorjahreszeitraum. Die Eigenkapitalrendite sank von 18,9 Prozent auf schlappe 7,4 Prozent. Citigroup versucht als Konsequenz derzeit, Kosten zu reduzieren. Bereits im Frühjahr war eine Reduktion um 17.000 Arbeitsplätze angekündigt worden. Dies entspräche 5 Prozent der gesamten Belegschaft.

Auffallend ist auch das Minus der Citigroup im Firmenkunden- und Investment-Banking-Geschäft. Hier sackte der Gewinn um 74 Prozent ab auf 446 Millionen Dollar. In der größten Einzelsparte, dem Geschäft mit Privatkunden, brach der Gewinn um 44 Prozent auf knapp 1,8 Milliarden Dollar ein, vor allem wegen eines kriselnden US-Geschäfts. Doch auch die Krise der Düsseldorfer Mittelstandsbank IKB hat bei Citigroup zu einer Abschreibung von rund 500 Millionen US-Dollar geführt.

Banken wie die Citigroup kaufen solche Hypotheken, verpacken sie als Anleihen und reichen sie an andere Investoren weiter. Aufgrund der von Kreditausfällen im amerikanischen Hypothekenmarkt ausgelösten Vertrauenskrise ist die Nachfrage nach diesen Anleihen eingebrochen. Im Anleihehandel wies Citigroup einen Verlust von 636 Millionen US-Dollar aus - und damit noch einmal mehr als die 600 Millionen US-Dollar, von denen Anfang des Monats noch die Rede war. Die Bank begründete den Verlust mit den starken Kursschwankungen an den Finanzmärkten.

Während in den Mainstream-Medien erneut das Ende der "Kredit-Krise" verkündet wird, fragen sich immer mehr Analysten, ob das Ende tatsächlich bereits erreicht ist oder ob es sich erst um den Beginn handeln könnte. "Wir stehen am Anfang eines sich verschlechternden Kreditumfelds. Die Frage ist also, wie viel von den großen Belastungen einmalig ist, und wie viel sich fortsetzt", sagte Lee Norton von JS Asset Management. Und Citigroup-Finanzchef Crittenden entschlüpfte heute die Bemerkung: "Uns stehen in Ländern wie Japan ähnliche Herausforderungen bevor wie in den USA."

 

REGENBOGEN NACHRICHTEN

 

Anmerkungen

Siehe auch unsere Artikel:

      Mega-Fonds soll Banken-Krise auffangen
      Werden 80 Milliarden US-Dollar ausreichen? (14.10.07)

      Banken-Krise verschlingt mehr als 20 Milliarden US-Dollar
      Großbanken mit größten Abschreibungen seit Jahrzehnten (8.10.07)

      5 Milliarden Dollar Abschreibung bei Merrill Lynch
      Staatsanwälte bei Bear Stearns (5.10.07)

      Banken-Krise: Altersversorgung in Gefahr (5.10.07)

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      zwischen Inflationsgefahr und Wirtschaftskrise (4.10.07)

      Banken-Krise: 2,2 Milliarden Euro
      muß die Deutsche Bank abschreiben (3.10.07)

      Banken-Krise: Citigroup schockt die Märkte
      Milliardenschwere Abschreibungen (2.10.07)

      Schweizer Großbank UBS im Sog
      Rund vier Milliarden Franken abgeschrieben (1.10.07)

      Banken-Krise: Verkaufsgerüchte um Bear Stearns (26.09.07)

      Banken-Krise erreicht Japan
      Mitsubishi UFJ muß Investments überprüfen (24.09.07)

      Harman-Übernahme platzt wegen Banken-Krise (23.09.07)

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      Goldman Sachs unbeeindruckt, Bear Stearns angeschlagen
      (21.09.07)

      Ackermann: Deutsche Bank
      doch von Banken-Krise betroffen (20.09.07)

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      Abschreibung von einer Milliarde US-Dollar im dritten Quartal
      (19.09.07)

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      und europäische Konjunktur (17.09.07)

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      400-Millionen-Euro-Liquiditätsloch motiviert zur Eile (24.08.07)

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