19.10.2007

Wachovia im Sog
der Banken-Krise

Viertgrößte US-Bank mit Abschreibungen über 1,3 Milliarden Dollar
Auch deutsche Sparkassen und Volksbanken sind mit dem internationalen Finanzmarkt verflochten

Die Banken-Krise hat nun auch erste Spuren bei der viertgrößten US-Bank Wachovia hinterlassen: Der Nettogewinn ging im dritten Quartal laut den von Wachovia heute (Freitag) veröffentlichten Zahlen gegenüber dem Vorjahreszeitraum um zehn Prozent auf 1,7 Milliarden US-Dollar zurück. Hauptgrund waren Abschreibungen in Höhe von 1,3 Milliarden US-Dollar im Investmentbanking-Geschäft, die den Gewinn der Sparte um 80 Prozent schrumpfen ließen. Die Einnahmen legten dennoch um vier Prozent auf 7,4 Milliarden US-Dollar zu.

Wachovia steht nach der Citigroup, der Bank of America und JP Morgan Chase an vierter Stelle im Ranking der US-Banken. Citigroup berichtete von Abschreibungen in Höhe von insgesamt über 3 Milliarden US-Dollar (15.10.), JP Morgan Chase mußte 1,6 Milliarden US-Dollar abschreiben (17.10.), Bank of America mußte einen Einbruch um 1,7 Milliarden US-Dollar verkraften (18.10.).

Neue "Horrormeldungen" sind laut Brancheninformationen von der ins Schlingern geratenen Mittelstandsbank IKB zu vernehmen. Die Bank muß ihren Konzernabschluß des vergangenen Geschäftjahres 2006/07 abändern. Das operative Ergebnis wird demnach um bis zu 180 Millionen Euro niedriger ausfallen. Der für das laufende Jahr vorhergesagte Fehlbetrag von 450 Millionen Euro soll auf 500 Millionen Euro steigen. Außerdem gab die Bank, die derzeit de facto von der staatlichen KfW-Bank geführt wird, mit sofortiger Wirkung die Trennung von den beiden Vorständen Markus Guthoff und Frank Braunsfeld bekannt.

Inzwischen machen auch deutschen Volks- und Raiffeisenbanken die Öffentlichkeit sachte darauf aufmerksam, daß auch sie zum Jahresende wegen Anleihen von anderen, größeren und international tätigen Geschäftsbanken zu Wertberichtigungen im Bereich von einigen Millionen Euro gezwungen sein könnten.

Auch die Sparkassen sind von der Banken-Krise nicht unberührt geblieben wie das Beispiel SachsenLB gezeigt hat. Einiges spricht dafür, daß auch mit diesem Einbruch nicht etwa bereits das Ende der Krise erreicht, sondern erst deren Beginn eingeläutet wurde. So verfügt auch die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) über Zweckgesellschaften für Investmentbanking-Geschäfte, die ins Gerede gekommen sind. Die Zweckgesellschaft der LBBW mit dem Namen "Lake Constance" ist immerhin mit einem Volumen von 6,7 Milliarden Euro ausgestattet. Geht diese baden, steigt zwar nicht der Pegelstand des Bodensees - die Folgen dürften dennoch bemerkenswert sein.

Als im Juli die Preise am US-Immobilienmarkt fielen und eine immer größere Zahl von US-BürgerInnen ihre Hypotheken-Zahlungen nicht mehr leisten konnten, blieben zunehmend KäuferInnen für "strukturierte Produkte" - also etwa Wertpapiere, die mit Hypotheken besichert sind, so genannte Asset-Backed-Securities - aus. Die Folge war ein Finanzloch, das allein bei der SachsenLB 17,3 Milliarden Euro umfasste. 17,3 Milliarden Euro entsprach dem Gesamtwert der Zweckgesellschaft Ormond Quay, einer Tochter der SachsenLB, für welche diese einstehen mußte. Um die SachsenLB aufzufangen mußte der Sparkassenverband einspringen und mit der Übernahme durch die LBBW die Pleite vermieden werden.

Bereits beim Zusammenbruch der IKB mußte nicht allein die staatliche KfW-Bank, sondern auch die Sparkassen-Finanzgruppe und die Volks- und Raiffeisenbanken mit ihrem Einlagesicherungsfonds einspringen. Dies zeigt, daß auch die regionalen Banken, die Sparkassen und Volks- und Raiffeisenbanken über ihre Verbünde mit dem internationalen Finanzmarkt auf Gedeih und Verderben verbunden sind.

Wie die Landesbanken für die Sparkassen ist die DZ-Bank eines von zwei Verbund-Instituten der Volks- und Raiffeisenbanken. Doch auch die DZ-Bank mischte mit einer Zweckgesellschaft, dem Conduit "Coral", im Investmentbanking mit. Das "Coral"-Conduit sei zwar "sehr klein", so Ulrich Größling, Direktor für den Geschäftsbereich Individualkunden bei der Volksbank Freiburg. Doch auch die Volksbanken können die Einlagen der Kundschaft nicht einfach im Tresor bunkern. Auch sie sind im Wettbewerb der Banken gezwungen, Risiken einzugehen, um Profite zu erwirtschaften.

Der Erlangener Bankenprofessor Wolfgang Gerke erklärt zur Risiko-Politik der Banken: "Banken, die in den letzten Jahren Gefahr liefen, ihre starke Position zu verlieren, kompensieren wegbrechende Erträge oft durch riskante Geschäfte." Das sei bei der IKB so gewesen und bei einzelnen Landesbanken nicht anders. Die einst stolzen Institute stehen unter Druck. Bis vor zwei Jahren war eine Landesbank eine fast unzerstörbare Geldmaschine: Dank Staatsgarantien im Rücken konnten sich die Institute Kapital zu Schleuderzinsen besorgen und mit hoher Gewinnmarge weiter verleihen. Doch seit im Sommer 2005 die Staatsgarantien endeten, mußten die Institute nach neuen Ertragsquellen suchen.

 

REGENBOGEN NACHRICHTEN

 

Anmerkungen

Siehe auch unsere Artikel:

      Bank of America sorgt für Talfahrt an den Börsen
      Banken-Krise weitet sich aus (18.10.07)

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      Banken-Krise reißt Milliarden-Loch in die Bilanz
      der größten US-Bank Citigroup / Gewinneinbruch um 57 Prozent
      (15.10.07)

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      Werden 80 Milliarden US-Dollar ausreichen? (14.10.07)

      Banken-Krise verschlingt mehr als 20 Milliarden US-Dollar
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      Banken-Krise erreicht Japan
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      Harman-Übernahme platzt wegen Banken-Krise (23.09.07)

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      Goldman Sachs unbeeindruckt, Bear Stearns angeschlagen
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      Ackermann: Deutsche Bank
      doch von Banken-Krise betroffen (20.09.07)

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