22.10.2007

Commerzbank im Sog
der Banken-Krise

Verluste höher als erwartet

Für eine angenehme oder unangenehme Überraschung - je nach Standort1 - sorgte heute (Montag) die Commerzbank: Die bisher genannte Abschreibung in Höhe von 80 Millionen Euro werde "nicht reichen".

Nach der Deutschen Bank (3.10.) muß nun auch die zweitgrößte Bank Deutschlands eingestehen, daß sie in den Sog der Banken-Krise geraten ist. Die Börse strafte sie dafür: Der Aktienmarkt brach ein. Zeitweise reduzierte sich die Marktkapitali- sierung der Commerzbank um rund eine Milliarde Euro.

Commerzbank-Chef Klaus-Peter Müller gab heute der Öffentlichkeit preis, daß die Belastungen aus dem Engagement am US-Hypothekenmarkt über den bisher genannten 80 Millionen Euro liegen dürften. Diese Schätzung - und um nichts anderes handelt es sich bei den Abschreibungs-Summen von 2,2 Milliarden Euro (Deutsche Bank) bis 5 Milliarden US-Dollar (Merrill Lynch) - habe auf dem Informationsstand von Anfang Juli beruht. "Das wird nicht reichen", erklärte er sibyllinisch. Zugleich wies Müller Marktgerüchte zurück, die Commerzbank könnte von einem ausländischen Institut übernommen werden. Die zuletzt von Übernahmespekulationen gestützten Aktien sackten daraufhin zeitweise um rund sechs Prozent ab.

Bereits Mitte September hatten Gerüchte in Finanzkreisen kursiert, wonach die Abschreibungen der Commerzbank für das das 1,2 Milliarden Euro schwere Subprime-Engagement im dritten Quartal wohl höher ausfallen dürften. Die Analysten von M.M. Warburg sprachen daher von wenig überraschenden Äußerungen Müllers. Um so erstaunlicher, daß die Einblicke in die Banken-Bilanzen nach dem Vorbild Josef Ackermanns nur peu a peu gewährt werden. Dies weckt auch bei notorischen Berufs-Optimisten allmählich den Verdacht, daß es noch immer dicker kommt. "Das war nun wie ein Nackenschlag", kommentierte Bankanalyst Konrad Becker von Merck Fink gegenüber manager-magazin.de die jüngste Entwicklung. Der Chef der französischen Großbank BNP Paribas, Baudouin Prot, erklärte am Samstag auf einer Diskussionsveranstaltung des Institute of International Finance (IIF) in Washington: "Die Krise ist ernst."

Und Commerzbank-Chef Müller persiflierte seine eigene Unlust zu präzisen Aussagen, indem er in einem Interview mit 'Financial Times Deutschland' erklärte: "Die Tatsache, daß sich noch immer nicht alle Banken erklärt haben, trägt zur weiteren Unsicherheit des Marktes bei."

 

REGENBOGEN NACHRICHTEN

 

Anmerkungen

1 Ein Artikel bei 'spiegel-online' begann heute mit dem Satz: "Unangenehme Überraschung von der Commerzbank ..." Sicherlich unbeabsichtigt wird so der Standort sichtbar und das angebliche Berufsethos des Journalismus, wertneutral und unparteiisch zu sein, ad absurdum geführt. Bertold Brecht hatte ja mal formuliert: "Was ist ein Bankraub gegen die Gründung einer Bank." Und der Desmond Tutu meinte vor noch nicht allzu langer Zeit: "Wenn ein Elefant einer Maus auf den Schwanz tritt - wie kann ich da neutral bleiben."

Angesichts der Möglichkeit einer Weltwirtschaftskrise ist die Lage heute allerdings weniger übersichtlich. Wenn der Elefant kollabiert und die Maus unter sich begräbt, kann dies für die Maus tödlich sein. Ein Vergleich des globalen Kapitalismus mit einem Elefanten würde jedoch in vieler Hinsicht hinken. Naheliegender wäre da der Vergleich mit Tyrannosaurus rex. Es erscheint wenig wahrscheinlich, daß die Menscheit eine Chance hat, auf diesem Planeten zu überleben, sollte die herrschende Wirtschaftsordnung noch mehrere Jahre fortbestehen. Dieser Erkenntnis ist die Arbeit der Redaktion von REGENBOGEN NACHRICHTEN verpflichtet - und aus unserer Berichterstattung ist ebenso ein Standort ablesbar wie aus der von 'spiegel-online'...

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