30.10.2007

Banken-Krise:
Schweizer Großbank UBS
mit tiefroten Zahlen

Schätzungen am Abgrund

Die Schweizer Großbank UBS hat im dritten Quartal einen Verlust vor Steuern und Minderheitsanteilen in Höhe von 726 Millionen Franken (432 Millionen Euro) zu verzeichnen. Grund für die negative Quartalsbilanz seien hohe Verluste und Abschreibungen im Bereich hypothekengesicherter Kredite, teilte der Finanz-Konzern heute (Dienstag) in Zürich mit. Auch für das vierte Quartal schließt die UBS weitere Abschreibungen nicht aus.

Verluste und Abschreibungen erreichten im Bereich Fixed Income, Currencies and Commodities der Investmentbank eine Höhe von 4,226 Milliarden Franken. Die Investmentbank als Ganzes fuhr ein Minus von 3,680 Milliarden Franken ein, verglichen mit 1,083 Milliarden Franken Gewinn ein Jahr zuvor. Gerüchte wurden am Wochenende in Print-Medien weiterverbreitet, wonach die UBS zusätzliche Wertberichtigungen von drei Milliarden Schweizer Franken vornehmen müsse. Dazu wollte sich der UBS-Chef nicht äußern. Er gehe aber davon aus, daß keine weiteren Stellen abgebaut werden. Kürzlich hatte die Schweizer Großbank die Streichung von 1500 Stellen angekündigt.

In den ersten neun Monaten 2007 erzielte UBS einen Reingewinn von 7,713 Milliarden Franken. Ohne den Erlös aus dem Verkauf der Julius-Bär-Beteiligung und die Kosten der Schließung des Hedge-Funds DRCM wären es 6,016 Milliarden Franken gewesen - verglichen mit 8,349 Milliarden Franken im Jahr 2006.

Die sich ausweitende Banken-Krise ruft eine Prophezeiung des legendären US-amerikanischen Investors Warren Buffet in Erinnerung, der bereits 2003 vor Derivaten gewarnt hatte. Buffett hatte diese oft sehr undurchsichtigen, abgeleiteten Finanzprodukte als "Massenvernichtungswaffen der Finanzmärkte" und als "Zeitbomben" bezeichnet. Derivate seien nur ungenau zu bewerten und verleiteten zu fehlerhafter Bilanzierung. Das mache es schwer, das Risikoprofil von Banken und anderen Finanzdienstleistern abzuschätzen, die in diesem Geschäft vertreten sind.

Auch bei der US-amerikanischen Großbank Merrill Lynch, die vor wenigen Tagen (24.10.) ihre Abschreibungen von 5 auf 8 Milliarden US-Dollar erhöhen mußte, beruhen diese vor allem auf Kreditderivaten. Der Finanz-Konzern begründete die exorbitante Korrektur damit, daß nunmehr konservativere Bewertungsmethoden für die zur Zeit unverkäuflichen Wertpapiere angesetzt worden seien. Das mag sich vernünftig anhören, legt aber die Wunde offen: Die Risiken der Derivate sind kaum zu erfassen und entsprechend schwer zu bewerten. Bankiers gewinnen daraus eine für sie beunruhigenden Erkenntnis: Auch die nun von Merrill Lynch angesetzte Zahl von 7,9 Milliarden Dollar ist nicht mehr als eine Schätzung. Niemand weiß, wie nahe sie der Wahrheit kommt.

Während die US-Bank Merrill Lynch den größten Quartalsverlust seit ihrer Gründung vor 93 Jahren ausweisen mußte, nähert sich der Goldpreis weiter seinem historischen Höchststand. Für eine Feinunze (31,10 Gramm) des Metalls wurden am Montag 794,70 US-Dollar bezahlt und damit soviel wie seit dem Januar 1980 nicht mehr. Gold gewinnt weiter an Wert, weil der Ölpreis steigt und die Angst vor einem weltweiten Banken-Crash und der Weltwirtschaftskrise wächst.

 

REGENBOGEN NACHRICHTEN

 

Anmerkungen

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