11.11.2007

Zweifel am Banken-Notfonds

Können sich die Banken am eigenen Schopf aus dem Sumpf ziehen?

Die drei größten US-Banken, Citigroup, Bank of America und JP Morgan Chase haben sich auf einen Notfonds geeinigt, mit dem sie sich aus dem Kreditsumpf zu ziehen hoffen. Die Schweizer Zeitung 'Tagesanzeiger' meldet Zweifel an.

"Der Fonds, der im September von Finanzminister Henry Paulson angestossen wurde, gleicht einem Streich des Barons von Münchhausen," heißt es im 'Tagesanzeiger. "So wie der Schwindler behauptete, sich an seinem eigenen Zopf aus dem Sumpf ziehen zu können, so rechnen die Banken damit, ihre faulen Kredite im Fonds zwischenlagern und in einem Jahr in gesundem Zustand hervorzaubern zu können."

Nach übereinstimmenden Berichten der Finanzpresse konnten die drei US-amerikanischen Großbanken ihre Verhandlungen am Wochenende abschließen. Der Fonds wird dem Vernehmen nach noch im Dezember gestartet. Er soll den Banken einige Tranchen aus ihren Structured Investment Vehicles (SIV) abkaufen - allerdings nur jene, deren Weiterverkauf nicht völlig aussichtslos erscheint. Ausgeschlossen seien dabei die faulsten der "Wert"-Papiere, die auf Subprime-Hypotheken aufgebaut wurden. Bei letzteren hat sich in der Bankenwelt mittlerweile herumgesprochen, daß sich keine Dummen mehr finden lassen, an welche diese Papiere noch verkauft werden könnten.

Da der Notfonds nur jene Teile der SIV übernehmen soll, die nicht offensichtlich wertlos sind, hoffen die Banken, daß der Kreditmarkt so zu stabilisieren sei. Ansonsten wäre es für sie unumgänglich, den Ramsch auf dem Markt feilzubieten, was die Banken-Krise weiter verschärfen würde. Es ist kein Zufall, daß die Idee für den Notfonds von der Citigroup entwickelt und dieses Wochenende in den Räumen der Bank of America gefeiert wurde. Die Citgroup ist die Erfinderin der SIV und besaß zeitweise rund ein Drittel der auf 350 Milliarden US-Dollar geschätzten Kreditbündel. Die Bank hat alles Interesse, einen festen Boden einzuziehen, um nicht noch mehr abschreiben zu müssen.

Der Schweizer 'Tagesspiegel' nennt einige Gründe, weshalb Zweifel an der Funktionsfähigkeit des Notfonds angebracht sind: Zum einen schießen die drei Großbanken jeweils nur zwischen 5 und 10 Milliarden US-Dollar ein - bei einem Gesamtvolumen von 80 bis 100 US-Milliarden. Die 'New York Times' berichtete von einer Mindesteinlage von 75 Milliarden US-Dollar. Die großen Drei müssen also noch andere Finanzhäuser finden, die sich beteiligen.

Angefragt wurden weltweit rund 40 Banken, so auch die beiden Schweizer Großbanken Credit Suisse und UBS. Das Echo fiel allerdings bescheiden aus. Warum die allgemeine Zurückhaltung? Die meisten Banken hatten bereits begonnen, ihre SIV abzustoßen, solange sich für die guten Tranchen noch Preise von bis zu 97 Prozent des Nominalwerts erzielen ließen. Sie wollten offenbar nicht warten, bis der Fonds gegen Ende Jahr aktiv wird. Die drei Gründerbanken bieten zwar den anderen Instituten eine Umsatzkommission von bis zu 1 Prozent an. Das schreckt allerdings die SIV ab, weil sie die Kosten tragen sollen.

Ein weiterer Grund zur Skepsis besteht darin, daß der Notfonds nur die besseren Kredittranchen übernimmt. "Das Abschöpfen des Rahms kann nicht darüber hinwegtäuschen, daß am Boden unten Gift verborgen liegt", sagt Joshua Rosner von der Forschungsfirma Fisher & Company. "Es ist sofort absehbar, daß der Fonds die Probleme nicht löst."

Zudem hat die Architektur des Notfonds die Börsenaufsicht alarmiert. Sie ist besorgt, daß die Banken ihre Verluste einfach ein Jahr lang vor sich her schieben und faktisch im Fonds verstecken. Damit droht die Gefahr, daß die finanzielle Lage der Banken geschönt wird und sie zu einem späteren Zeitpunkt zu noch höheren Abschreibungen zwingt.

 

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