Bank of England sammelt wertlose Papiere ein
Hinter der seit dem Zusammenbruch der britischen Bank Northern-Rock im September vergangenen Jahres (14.09.07, 17.09.07, 17.11.07) unversehrt gebliebenen Fassade, hat auch in Großbritanniens Finanzwelt ein Beben stattgefunden. Nachdem die britische Notenbank Bank of England (BoE) auf Druck der Regierung im November mit einem Notfall-Kredit einsprang, waren die Schleusen unwiederbringlich geöffnet. Mit neuen Notfall-Krediten übernimmt die BoE nun faule, mit Hypotheken besicherte Wertpapiere im Wert von rund 100 Milliarden Pfund (127 Milliarden Euro) und gab dafür Staatsanleihen (Bonds) aus. Eine Rettungsaktion dieser Größenordnung ist einmalig in der Geschichte Großbritanniens. Die britischen SteuerzahlerInnen müssen so letztlich für die exorbitanten Profite einiger Weniger aufkommen. Selbst ein Vertreter der britischen "Liberaldemokokratischen Partei", der Finanzpolitiker Vince Cable kritisiert inzwischen, daß "die Banken ihre Gewinne privatisieren und ihre Verluste verstaatlichen."
Seit dem Zusammenbruch des US-Immobilienmarkts im Sommer 2007 hat sich die Lage auch in Großbritannien zugespitzt. Nach einem jahrelangen Aufblähen der Blase fallen nun die Immobilienpreise in Großbritannien und die Banken-Krise wirkt sich immer deutlicher auf die britische Wirtschaft aus. Die Zeiten günstiger Hypotheken-Darlehen sind Vergangenheit. Nach einer Studie der Bank Lloyds TSB sind die Unternehmen so pessimistisch wie seit sechs Jahren nicht mehr. "Dies ist vermutlich der schlimmste Schock, den wir auf dem Finanzmarkt seit Generationen gesehen haben", meinte selbst der britische Finanzminister Alistair Darling.
Ähnlich dramatisch ist die Situation in Spanien, das auf dem Immobilienmarkt seit Jahren ein noch gewaltigeres Anwachsen einer Blase gesehen hatte. Die "sozialistische" spanische Regierung unter José Luis Zapatero verordnete den KreditnehmerInnen nun "kostenlos" hohe Schulden, um so die Profite der Banken zu gewährleisten und auf Zeit zu spielen.
Am 18. April, wenige Tage nach der erneut gewonnen Wahl, beschloß die spanische Regierung ein "Konjunkturprogramm" im Umfang von 18 Milliarden Euro. Zugleich stellte sie die "kostenlose" Verlängerung der Laufzeit von Hypotheken-Darlehen in Aussicht. Doch damit ist lediglich ein Verzicht auf die ansonsten üblichen Gebühren gemeint. Es handelt sich dabei um 0,1 Prozent des Kreditbetrages, den die spanischen Banken üblicherweise fordern, und um die fälligen Notariatskosten - durchschnittlich zusammen rund 400 Euro.
Die spanische Schutzvereinigung für KonsumentInnen (OCU) warnt vor dem "Angebot" und rechnet die später entstehenden immensen Kosten vor, die allzu gerne unterschätzt würden. So müßte eine Familie mit einem Hypothekenkredit von nur 120.000 Euro die Kreditlaufzeit von 20 Jahre auf 40 Jahre verlängern, um überhaupt eine spürbare Erleichterung bei ihren monatlichen Raten zu erreichen. Statt 791 Euro wären dann monatlich noch 578 Euro an die Bank zu bezahlen. Für diese handelt es sich dabei um ein profitables Geschäft, denn die Zinszahlung erhöht sich bei einer solchen Kreditverlängerung insgesamt um 86.000 Euro. Und selbst im Krisenjahr 2007 stiegen die Gewinne der spanischen Banken um fast 20 Prozent. Als zusätzlichen Effekt versprechen sich Regierung und Bankenwelt, daß das gewaltige Volumen an faulen Krediten, das nach Schätzungen von ExpertInnen mindestens 20 Milliarden Euro umfaßt, erst nach und nach ans Licht kommt. Interessant ist, daß auch in Spanien sämtliche "rechten" und "linken" großen Zeitungen gleichgeschaltet sind und völlig kritiklos die Regierungspolitik anpreisen.
Die fallenden Immobilienpreise in Großbritannien und Spanien haben bereits eine Abwärts-Spirale in Gang gesetzt. Die steigenden Ölpreise sorgen dafür, daß sich das Abgleiten in die Wirtschaftskrise in den USA, Großbritannien und Spanien beschleunigt.
Die BoE versucht dem entgegenzuwirken, indem sie der Inflation freien Lauf läßt und mit einer Senkung des Leitzinses die Wirtschaft zu stimulieren versucht. Obwohl auch in Großbritannien die Inflationsrate immer höher über das von der BoE als tolerierbar definierte Maß steigt, hat die Notenbank den Leitzins um 0,25 Prozent auf allerdings noch immer relativ hohe 5 Prozent gesenkt.
Daß die Talsohle in der Banken-Krise noch keineswegs erreicht ist, zeigen heute (Montag) die neuen Zahlen der (privaten) Bank of America. Der zweitgrößte Finanz-Konzern der USA, meldete ein katastrophales Ergebnis für das erste Quartal 2008. Zum dritten Mal in Folge brach der Gewinn ein, diesmal um gut 75 Prozent auf rund 770 Millionen Euro. Die Finanzkrise belastete das Ergebnis der ersten drei Monate mit 5,3 Milliarden Dollar. Rund zwei Milliarden Euro davon sind Abschreibungen auf Wertpapiere und Großkredite und 3,3 Milliarden Euro bilden eine erhöhte Risikovorsorge für erwartete faule Kredite.
Zwar war allseits ein Gewinneinbruch erwartet worden, doch das Ausmaß überraschte die AnlegerInnen dann doch. Noch ist die Bank nicht in die Verlustzone gerutscht, wie der Marktführer Citigroup. Am vergangenen Freitag, 18. April, hatte Citigroup erneut einen Verlust in Höhe von fünf Milliarden US-Dollar bekannt gegeben. Allein im ersten Quartal 2008 beliefen sich die neuen Belastungen wegen Wertberichtigungen auf über 12 Milliarden US-Dollar.
Auch die Royal Bank of Scotland (RBS) muß gewaltige Beträge abschreiben. Voraussichtlich wird sie bei ihrer Generalversammlung am Mittwoch den AktionärInnen eine Kapitalerhöhung um mehr als 10 Milliarden Pfund vorschlagen. Nach Informationen aus Finanzkreisen muß die zweitgrößte Bank des Landes wegen Verlusten mit faulen US-Krediten Wertberichtigungen von bis sieben Milliarden Pfund ins Auge fassen.
REGENBOGEN NACHRICHTEN
Anmerkungen
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